Über die Jahrhunderte hinweg zur eigenen Meinung stehen

Birgit Oswald, Regisseurin und Theaterdirektorin
Birgit Oswald, Regisseurin von „Zum Beispiel Malala“ ist auch die Gründerin von „THEO. Perchtoldsdorf“ (NÖ).

Wie kam’s zu diesem Stück, zum Aufeinandertreffen dieser drei starken jeweils jungen Frauen?
Vor einem Jahr hatte ich die Idee, Antigone, Sophie Scholl und Malala an einen Tisch zu setzen: Drei junge Frauen, die sich aufgelehnt haben und zu ihrer Meinung gestanden sind bzw. stehen, die für ihre Werte eintreten - wie an einen Konferenztisch. Mir war damals gar nicht bewusst wie gut das zu 100 Jahre Frauenwahlrecht passt oder zu Greta Thunberg passt und zu allem was gerade in der Welt läuft.

Ich habe gemeinsam mit einem Dramaturgen dann das Stück entwickelt, er hat eine Bühnenfassung geschrieben. Dieses Stück braucht historische Fakten, das kann man nicht nur durch Improvisationen entwickeln.

Waren von Anfang an diese drei Frauen in deinem Kopf, oder ging’s zunächst „nur“ um starke Frauen?
Es gibt so einen Inspirationsmoment: Mir ist einfach eingefallen, über die Jahrhunderte zu schauen, dass man jemanden nimmt, die für Jugendliche scheinbar sehr weit entfernt ist, wie die Antigone - aber das Thema ist überhaupt nicht weit entfernt. Dann sollte es jemand aus einer Zeit sein, die ich sehr wichtig finde - unsere etwas zurückliegende Vergangenheit. Sophie Scholl hat mich selber schon mit 14 Jahren sehr beschäftigt. Ich fand die faszinierend, ich hab viel über sie gelesen. Und natürlich Malala, weil sie noch lebt und eine heutige Identifikationsfigur sein kann.

Am Schluss springen alle drei ins heute, verwandeln sich in Jugendliche in einer Schulklasse oder Pausensituation und es geht um Mobbing. War das auch schon von Anfang an klar?
Die Form haben wir dann erst bei den Proben durch Improvisation gefunden. Aber dass wir ins Heute springen, war von Anfang an klar. Wie kann man das noch näher gerade an Jugendliche heranbringen, dass viele oft sagen, „Ja da müsste man was sagen, da müsste man was tun... da müsste man, da müsste man... oder jemand anderer soll’s machen“. Das wollt ich schon gerne haben. Auch den harten Sprung, dass da eine zuerst im antiken, weiten, weißen Kleid steht und dann mit einem modernen Schirmkapperl - das fand ich schon sehr reizvoll, diese Themen zu verbinden.

Das ist ja auch die Botschaft des Stücks, oder?
In Situationen zu schauen, was man wirklich selber denkt und fühlt und dass man nicht nur mitschwimmt mit einem Mob oder Strom oder im schlimmsten Fall beim Mobbing mitmacht, sondern, dass man selber überhaupt noch merkt, was denk ich darüber und sich im Zweifelsfall dann auch meldet - das ist die Botschaft.

Über dieses junge Theater

THEO gibt es seit wann?
Ich hab diesen Theaterort in Perchtoldsdorf vor zweieinhalb Jahren gegründet, wir sind in der dritten Spielzeit.

Wie viele Stücke bringt ihr in der Saison heraus?
Vier Stücke im Jahr, für unterschiedliche Altersgruppen, eines für 4-, eines für 6-, eines ab 12-Jährige und im Sommer eines, das wir mit von 5 bis 99 angeben. Dazu spielen wir noch ein Weihnachtsstück.

Ihr spielt bestehende Stücke, aber entwickelt auch eigene?
Ja, wir haben im Herbst von null weg durch Improvisationen „Lotte und die Zeitfresserchen“ entwickelt, weil mir das Thema (keine) Zeit haben für Kinder sehr wichtig war, aber wir haben zum Beispiel auch im Vorjahr „Ronja Räubertochter“ nach einer bestehenden Fassung gespielt.

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