Teil des Storyboards und Set-Designs kommen aus Österreich

Ein Mann mit Kopfhörern zeichnet auf einem Grafiktablett.
Ein offiziell nicht erwähnter Beitrag zum Animationsfilm „Fritzi eine Wendewundergeschichte“.

Deutschland, Luxemburg, Belgien und Tschechien 2019 – so steht’s bei den Credits des Animationsfilms „Fritzi eine Wendewundergeschichte“, der am 11. Oktober in Österreichs, am 9. Oktober in die deutschen Kinos kommt. Doch auch Österreich war beteiligt. Genauer gesagt die Gruppe Neuer Österreichsicher Trickfilm (NÖT).

Ein Teil dieses Kollektivs war noch wegen eines anderen Projekts (Die TV-Serie „Die Hexe Lilli“) in Berlin und hatte Kontakt zu Ralf Kukula, einem der Regisseure von „Fritzi“. Er, aus dem ehemaligen Osten, und sein Kollege Matthias Bruhn, ein „Westler“, sind gemeinsam für den Film regiemäßig verantwortlich - sozusagen eine echte Vereinigung, nicht wie in der politischen Realität, wo der Osten eher dem Westen angegliedert worden war.

Mehrere Personen arbeiten an Laptops in einem Büro mit vielen Postern an der Wand.

NÖT'ler Conrad Tambour, Benjamin Swiczinsky und Timur Tietze beim digitalen Zeichnen

Mehr als 2600 Bilder

Kukula kannte die Arbeit der Wiener Trickfilmer, war auch in einer Jury mit verantwortlich für die Auszeichnung von „Heldenkanzler“, einem Abschlussfilm von Benjamin Swiczinsky aus der Gruppe NÖT. Die gegenseitige Wertschätzung der Arbeiten einerseits und nicht zuletzt der Österreich-Anteil – Paneuropa-Picknick samt Grenzzaunöffnung zwischen Ungarn und Österreich – brachte den Wienern den Auftrag, Grundzüge des Storyboards und des Set-Designs zu zeichnen.

„Insgesamt haben wir ungefähr 2650 Bilder gezeichnet“, so Swiczinsky, der bei diesem Projekt eher eine koordinierende und organisierende Rolle spielte, zum Kinder-KURIER.

Die Haupt-Zeichenarbeit lag bei Conrad Tambour, Sascha Vernik und Gyula Szabo. Ihn trieb vor allem an, dass es sich nicht so sehr um einen klassischen Belustigungs-Animationsfilm, sondern einen inhaltlichen Featurefilm handelte, der erstmals eine wichtige Geschichte – nicht nur – für Kinder erzählt.

Eine Gruppe von Leuten sitzt an einem Tisch und arbeitet an einem Storyboard.

Eine der arbeitsintensiven Besprechungen der Storyboard-Crew

Erste Regie, Kamera und Charaktere

„Als Storyboarder bist du sozusagen so etwas wie der erste Regisseur, der aus dem abstrakten Drehbuch (Beate Völcker) über zeichnerische Stellproben räumliche Bezüge herstellt und die Grundzüge der Charaktere skizziert. Du bist dann auch der erste Kameramann, bei Animationen musst du ja, im Gegensatz zum Spielfilm, schon alle Perspektiven zeichnen, die Blickwinkel aus der die handelnden Figuren zu sehen sind – und ob sie gerade sprechen oder nicht. Du musst sogar die Länge der Dialoge einplanen, damit du weißt, wie viele Bilder benötigt werden, damit sich das Gesprochene ausgeht.

Und in dieser Vor-Phase der Produktion entstehen auch die Grundzüge des Set-Designs. Hier war vor allem der Architekt Johannes Mücke federführend tätig. Ihn, der auch schon für Roland-Emmerich-Filme tätig war, hatten die NÖT’ler mit dem grafischen „Bau“ der Wohnungen beauftragt. Die sehen in der ersten Version tatsächlich wie Architekturzeichnungen aus, die er dann nach und nach auch mit Innen-Einrichtung befüllte.

Ein skizzenhafter Grundriss einer Wohnung mit Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche und Kinderzimmer.

Die Architektur-Zeichnungen - die Wohnung von Fritzis Familie ...

Ein skizzenhafter Grundriss von Sophies Wohnung mit Baumhaus-Anbindung.

... und jener von Sophie, in die Fritzi über ein Brett vom gemiensamen Baumhaus über den Balkon einsteigt - und sie leer vorfindet...

Eine Küche mit Blick durch eine offene Tür in ein Wohnzimmer.

... und schon gezeichnete Bilder der beiden Wohnungen ...

Eine Küche mit Blick durch eine offene Tür in ein Wohnzimmer.

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Das Zimmer von Sophie mit Hochbett, Hängematte und maritimem Wandbild.

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Ein Wohnzimmer mit Sofa, Tisch mit Wein und einem alten Fernseher in einer Illustration.

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Blick durch eine Tür in Fritzi's Wohnzimmer mit Sessel, Tisch, Fernseher und Bücherregal.

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Eine animierte Straßenszene mit Straßenbahnen, Autos und verzierten Gebäuden.

Und hier erste Szenen-Zeichnungen ...

Zwei animierte Figuren umarmen sich vor einem Auto mit Gepäck auf dem Dach.

.... und Bilder - rund um die Verabschidung der beiden Freuninnen ...

Zwei animierte Figuren, vermutlich auf einer Reise, winken aus einem Auto.

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Zwei junge Frauen umarmen sich vor einem Trabant mit Gepäck auf dem Dach. Eine Familie steht daneben.

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Eine Familie mit Gepäck auf einem Trabant in einer Straßenszene.

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Ein Hund wird von Händen gehalten, links eine Skizze des Hundes.

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Zwei Hände halten ein Band, das zwischen Realität und Skizze zu verschwimmen scheint.

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Bedauerlich

Sowohl die ersten Storyboards als auch die Set-Designs prägen doch sehr wesentlich auch den Look des fertigen Films.

Weil es Förderungen aus Österreich gab, konnten die NÖT’ler in dieser Vor-Produktionsphase aktiv mitwirken, „danach gab’s leider keine Förderungen mehr und so sind wir auch nicht in der endgültigen Herstellungsphase beteiligt gewesen. Natürlich bedauern sie schon sehr, dass ihre Vorarbeit in allen Unterlagen – weder in den Credits noch im Presseheft hingewiesen wird.

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