Sportstätten statt Krankenbetten!

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Kinder-KURIER-Interview mit Dagmar Schmidt, der Präsidentin der Sportunion Wien.

Zwischen den sportelnden Kindern und Jugendlichen wuselt immer wieder eine Frau mit verspiegelter Brille umher, schwingt sich kurz von einer der Hockreckstangen zur nächsten, absolviert den aufgebauten Trainings-Parkour-Parcours. Spontan lädt sie Alice, Raphaela und Lara ein, mit ihr nahezu synchron einige Räder über die Wiese zu schlagen. Für diesen Medientermin (mit KiKu und SchauTV) hat sie ihre Nachbarin Sarah (15) mit„geschleppt“. Von einigen der Kinder/Jugendlichen wird sie als jene genannt, die sie zum Turnsport gebracht hätte: „Die Dagmar“ ist Präsidentin der Sportunion Wien sowie Simmering und des Turnverbandes, heißt mit Nachnamen Schmidt und war selber in ihrer Jugend aktive wettkampfmäßige Kunstturnerin und Rock’n’Roll-Akrobatin. Vor dem Interview fragt sie noch kurz zwischendurch an: „Soll ich das im Kopfstand machen?“ ;)

Eine Freundin habe sie im Alter von ungefähr 9 mit zum Kinderturnen genommen „und da wurde ich entdeckt und es ist der Sport meines Lebens geworden“, erzählt sie dem Kinder-KURIER. Ihr Lieblings„gerät“ (vier gibt es: Stufenbarren, Schwebebalken, Boden und Sprung/Kasten) war der Stufenbarren, das Reck – „bis heute, ich liebe diese schwungvollen Drehungen“. Ihr größter sportlicher Erfolg: Eine Goldmedaille – gemeinsam mit drei anderen Mädchen – bei den Jugendmeisterschaften.

Bis zu vier Mal in der Woche hat sie trainiert, „aber ich bin auch zu Hause immer auf den Händen gegangen, auf dem Kopf gestanden. Meine Eltern waren schon genervt.“

Warum, gibt es dich kaum Besseres für Eltern, wenn sich ihre Kinder bewegen?
„Naja, meine Eltern waren schon verzweifelt, weil ich statt Hausübungen lieber am Türreck Um- oder Unterschwünge gemacht habe. Aber unsere Schule war ohnehin sehr sportlich.“

Ob es sie manchmal geschmerzt habe, dass andere Sportarten, etwa Skifahren oder Fußball anerkannter seine, mehr gefördert würden oder gar mit manchen Schulen kombiniert werden (Skigymnasium, Ballsportgymnasium)?
„Es ist auch eine Frage der Medien, denn bei Veranstaltungen, Wettbewerben sind auch Menschen, die vorher nichts mit Kunstturnen zu tun hatten und die zufällig kommen, sehr begeistert. Und selber wäre für mich kein anderer Sport eine Option gewesen. Ich mag nur Dinge machen, die mir zutiefst Freude bereiten. Und das mag ich den Kindern weitergeben, die Freude an der Bewegung, am Sport.“

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Wie wurdest du zur Trainerin und später Sportfunktionärin?
„Ich habe keines der Ämter angestrebt, die ich heute habe. Immer wurde ich gefragt, ob ich das machen möchte. Ich wollte immer die Freude am Sport weitergeben, war dann Übungsleiterin, Sporttrainerin, hab all die dafür nötigen Ausbildungen gemacht. Dann wurde ich gebeten, Vizepräsidentin der Sportunion Wien zu werden, heute bin ich Präsidentin des Turnverbandes, Präsidentin der Sportunion Wien und im Moment auch noch Präsidentin der Sportunion Simmering. Das hat sich einfach so ergeben. Ich war immer dort, wo mich die Leute gebraucht haben.“

Sportvereine und -verbände sowie andere Fachleute erheben seit langem die Forderung nach einer täglichen Turnstunde. Ist das für sie wichtig?
Für mich ist die ganz große Forderung, die Turnsäle zu öffnen. Allein in Wien verwaltet die zuständige Magistratsabteilung (MA 51) 520 Schulturnsäle. Würden die jeden Tag nur eine Stunde mehr für alle, für Kinder geöffnet, könnten wir 2600 Stunden in der Woche mehr trainieren. Das würde bei 15 Kindern pro Einheit bedeuten: 39.000 Kinder, die wir mehr bewegen. Daher die ganz, ganz große Bitte aller Sportvereine und -verbände: Öffnet die Turnsäle!“

Wie kann das erreicht werden?
„Da sind alle gefragt, Politik, Wirtschaft, Sport - nur gemeinsam können wir es schaffen, Kinder zu bewegen, den Kindern die Freude am Sport zu zeigen, auch den Teamgeist zu schulen. Das ist für unsere Gesellschaft wichtig. Jeder dritte ist heute untauglich, weil er einfach keinen Sport betrieben hat oder viel zu wenig. Man sieht hier und heute, wie viel Freude Bewegung und Sport den Kindern bereitet. Was ist da so schwierig daran?!“

Die verschiedenen Sportverbände haben eine gewisse Parteinahe, Rivalitäten. Strebst du da in der Sache eher Gemeinsamkeiten an?
Wir Sportvereine und –verbände haben sehr viele Gemeinsamkeiten und das wird mir immer, immer wichtiger, dass wir gemeinsam etwas schaffen: Öffnung der Turnsäle, Sportstätten statt Krankenbetten. Aber auch das hier heute: Bewegt im Park ist von den drei Dachorgansiationen gemeinsam, um Kindern zu ermöglichen, in den Sommerferien gratis Sportarten ausprobieren zu können ...

Dagmar Schmidt ist Dienstag, 14. August auch Talk-Gast in Schau-Leben auf SchauTV, weiter unten die ganze Sendung von www.schautv.at

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