„Pinguine können fliegen!“
Du bist nichts, du kannst nichts, du bist nichts wert. Zu schiach, zu blöd, zu was auch immer – wie oft hören Kinder und noch viel mehr Jugendliche solche und andere Sager. Nicht nur von Erwachsenen, ob Eltern und andere Verwandte, von Lehrpersonen usw., sondern nicht selten auch von mehr oder minder Gleichaltrigen. Die glauben, sich selber größer zu fühlen, wenn sie andere klein und niedermachen.
Wie aus dieser Sch... rauskommen? Das war – und ist – der Ansatz der fünf jungen Schauspieler_innen und ihres Regisseurs in „Komplexe sind cool oder die Zeit der Verlierer“. Kein moralisierendes Stück, auch keines mit quasi einer Anleitung zum Erfolgreich-Sein. Und auch keines mit dem was Happy-End genannt werden könnte.
Gemeinsam entwickelt
Aus der Idee des besessenen Theatermachers Karl Wozek entwickelten Gerhard Flödl, Stefan Kaiser, Mara Koppitsch, Angelika Orzel und Julia Vozenilek im gemeinsamen Prozess mit dem Regisseur ein sehr energiegeladenes, starkes und trotz – oder vielleicht sogar wegen des ernsten Themas immer wieder witziges, (selbst-)ironisches eineinhalbstündiges Stück. In dem entwickeln die Schauspieler_innen, die sich alle noch in unterschiedlichen Stadien ihrer Ausbildung befinden – die Figuren von den runtergemachten Schritt für Schritt zu selbstbewussteren Charakteren. Und das im Miteinander, mit gegenseitiger Hilfe. Auch wenn das, sehr realistisch, nicht immer glattgeht, Rivalitäten und Wickel aufkeimen usw.
„Wir sind doch alle aus demselben Grund hier. Wir hassen unser Leben, oder besser gesagt, das Leben hasst uns. Deswegen haben wir uns doch getroffen, oder? Dass wir etwas dagegen unternehmen. Und dass wir uns dabei helfen. Als Gruppe können wir Dinge schaffen, von denen jeder einzelne von uns nur träumen kann.“ Sie suchen sich einen Mut-Spruch: „ Pinguine können fliegen!“
Inspirationen aus Literatur, Comic und Sportwelt
Vorbilder für ihre fünf Bühnenfiguren haben sie in Literatur, Comic und der echten Sportwelt gesucht und gefunden. In dem einen und anderen Detail lassen sie diese „Verwandtschaft“ auch anklingen: Laura (Mara Koppitsch) aus Tennessee Williams‘ „Die Glasmenagerie“. Riss (Gerhard Flödl) auch schon vom Namen her nimmt Anleihe bei „Der Zerrissene“ von Johann Nestroy, ebenso Nora (Angelika Orzel) bei Henrik Ibsens „Nora oder Ein Puppenheim“. Den Namen hat Mike (Stefan Kaiser) vom ehemaligen Box-Champion und Ohr-Abbeißer Mike Tyson. Haily (die schier vor Power explodierende Julia Vozenilek) erweist Harley Quinn (Batman-Figur, Geliebte vom Joker) die Ehre.
Es bleiben aber bewusst nicht mehr als Inspirationen durch die genannten bekannteren Figuren, die fünf jungen Bühnenaktuer_innen des Ensemble „junges theater im ersten stock“ ( Wien, Mariahilfer Straße) schaffen ihre eigenen Charaktere – und machen vielleicht auch durch die Art ihrer Entwicklung Mut, auch wenn das Stück gegen Ende einen harten Bruch erlebt.
Infos: Was? Wer? Wann? Wo?
„Komplexe sind cool oder die Zeit der Verlierer“
Theater.Wozek
1 ¼ Stunden, ab 14 J.
Stück / Regie: Karl Wozek
Darsteller_innen: Ensemble „junges theater im ersten stock“
Haily: Julia Vozenilek
Laura: Mara Koppitsch
Mike: Stefan Kaiser
Nora: Angelika Orzel
Riss: Gerhard Flödl
Organisation/Schauspielschule am Prayner: Robert Koukal
Schulkoordination: Elfi Vozenilek
Wann & wo?
Bis 21. November 2018
Theater im ersten Stock: 1060 Wien, Mariahilfer Straße 51
Telefon: 0660/867 2446
office@theater-wozek.at
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