Mut-, nicht Angsthasen sollten wir heißen
„Angsthase, Pfeffernase …“ Angst – die kennt wohl jede und jeder. Wenn sich dann noch wer darüber lustig macht, wird das Gefühl der Furcht sicher nicht weniger, es kommt „nur“ einfach noch Spott dazu.
Aber nicht nur für Ängstliche ist der Spott ärgerlich. Auch Hasen geht es auf den Geist, immer mit diesem Gefühl in Verbindung gebracht zu werden.
Und so versammelten sich die Hasen zu einem internationalen Treffen. „Der ganzen Welt muss ein für alle Mal gezeigt werden, wie unerschrocken, mutig, schnell, klug, geschickt wir Hasen sind.“
Die Geschichte dachte sich Heinz Janisch aus, der im Jänner 60 Jahre jung wurde und nicht nur schreibt, sondern oft auch Workshops mit Kindern abhält, für ORF 1die Sendung „Menschenbilder“ gestaltet und auch engagierter Juror des Literaturpreises „Ohrenschmaus“ (für Menschen mit Lernschwierigkeiten und dennoch Schreibtalent). Der hat schon weit mehr als 100 Bücher, die meisten für Kinder, geschrieben. Vielleicht sogar die meisten davon hat er als Bilderbücher konzipiert. Dafür arbeitet er mit vielen verschiedenen Illustratorinnen und Illustratoren zusammen, immer wieder auch mit Helga Bansch. So manche dieser Koproduktionen wurden mit den verschiedensten Preisen ausgezeichnet.
Hasenschnell und erfindungsreich
Der knappe Text bringt auf den Punkt, wie die Welt-Hasenversammlung ihr Image aufbessern will, damit das Bild der Menschen von ihnen endlich der Wahrheit näherkommt. Die Illustrationen sind – wie immer – weit mehr als nur Bebilderung des Textes. Sie spannen einen großen, weiten Bogen, der auch die Vielfältigkeit und Individualität jeder einzelnen Häsin und jedes einzelnen Hasen zeigt. Aber auch die ihnen allen gemeinsamen Fähigkeiten – wie sie im obigen Zitat kürzest zusammengefasst sind.
Die Versammlung beschränkte sich aber nicht nur aufs Jammern über das schlechte Image und das Aufzählen der eigenen Stärken. Die Häsinnen und Hasen der Welt fassen auch einen Beschluss, „dass ab sofort alle Kinder, die so hasenschnell und erfindungsreich wie wir sind, den Ehrentitel „Muthase“ bekommen“
Heinz Janisch (Text)
Helga Bansch (Illustrationen)
Angsthase
32 Seiten
4 bis 6 Jahre
Verlag Jungbrunnen
15 €
Jungbrunnen -> Angsthase
Mutmachendes Vorbild
So wie sich die Hasen nicht in auf das Klischee Angst reduzieren lassen wollen, möchte Janisch mit diesem Buch auch Kindern Mut machen, sich nicht von anderen in Schubladen stecken zu lassen, oder auch sie darin zu stärken, das zu tun, was sie gerne machen und nicht wegen anderen Leuten davon abbringen zu lassen. Ein Paradefall – nicht nur – für ihn ist die Lebensgeschichte des Märchendichters Hans Christian Andersen. Der auf einer dänischen Insel in sehr armen Verhältnissen geborene und aufgewachsene junge Hans zog schon mit 14 von zu Hause los in die große Hauptstadt Kopenhagen. Wollte zum Theater, wollte Sänger werden. Wurde fast immer ausgelacht. Und hat es doch geschafft, Geschichten zu erfinden, die weltberühmt geworden sind wie „Das hässliche Entlein“ oder „Des Kaisers neue Kleider“. Er hatte das Glück, dass so manche davon auch schon zu seinen Lebzeiten bekannt waren und er letztlich noch ein angesehener Mann wurde.
Aus seiner Erzählung „Die Reise meines Lebens“ machte Heinz Janisch – mit Bilder von Maja Kastelić – das wunderbare Bilderbuch „Die Reise seines Lebens“ – ein Märchen über den Märchendichter – und wiederum ein Mutmacher zwischen Buchdeckeln für all jene (nicht nur) Kinder, die für ihre Vorhaben auch zumindest nicht ernst genommen werden.
Heinz Janisch (Text)
Maja Kastelić (Illustrationen)
Hans Christian Andersen – Die Reise seines Lebens
56 Seiten
ab 4 Jahren
NordSüd Verlag
16,50 €
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