Mira Lobes Bilderbuchklassiker als Theater: Kinder kämpfen für Wald
Obwohl der Raum nicht besonders groß und damit die Bühnenfläche ziemlich beengt ist, zaubert das Schauspieltrio – in Kombination mit der Ausstattung (Michael Lindner) eine ziemlich große kleine Welt in die Theaterwerkstatt St. Pölten. Zum 50. Geburtstag des Bilderbuchs „Das Städtchen Drumherum“ von Mira Lobe und Susi Weigl (Verlag Jungbrunnen), entwickelte die Werkstatt des Landestheaters eine 50-minütige Bühnenfassung (Mia Constantine, Regie: Nehle Dick), die bis Februar 2021 gespielt wird. Sven Kaschte, Claudia Kainberger und Nils Arztmann bevölkern zunächst als verschiedenste Tiere den kleinen stilisierten Wald im Hintergrund der eng begrenzten Bühne, der zuletzt Genannte spielt auch den lächelnden Mann im Mond.
Die Idylle, in der sich nicht nur Tiere wohl fühlen, sondern auch Kinder gern alles Mögliche spielen und Erwachsene beim Spaziergang frische Luft schnappen, ist bedroht. Dem Bürgermeister (Sven Kaschte) ist das Städtchen zu klein. Alles muss größer sein. Auch seine Kinder Juliane und Julius (Claudia Kainberger und Nils Arztmann) lassen sich zunächst vom Größenwahn mitreißen, verspricht der Herr Papa und Städtchen-Chef doch Schwimmbad, Riesenrutsche und sonst noch so manches, das Kinder gerne hätten.
Doch – wo soll das alles hingebaut werden? Der Wald muss weg. Die Bagger sind schon bestellt. Das wird den Kindern – nicht dem Vater – bewusst was das alles heißt. Kein Platz zum Verstecken spielen, aber auch keine Wohnungen für Maulwürfe, Kaninchen und all die anderen Tiere.
Hier wird im Stück der Brücke vom Bilderbuch-Klassiker zu hier und heute geschlagen. Mit einigen Zwischenschritten schreiben die Kinder – im Bündnis mit anderen Alterskolleginnen und -kollegen Plakate und organisieren lautstarke Proteste. Für diese kriegen sie im Stück Unterstützung von Stimmen aus dem Off. Für diese kriegen sie im Stück Unterstützung von Stimmen aus dem Off. 6- bis 8-jährige Kinder hatten in den Ferien einen Workshop des Landestheaters im Rahmen der Ausstellung „Klima & ich“ im Haus für Natur (St. Pölten) „Muss nur noch kurz die Welt retten“ besucht. Dabei spielten sie das Bilderbuch nach und beschäftigten sich mit dem Thema Klimaschutz, bastelten Demo-Tafeln nahmen Sprüche und Losungen auf. Und so sind neben den beiden erwachsenen Schauspieler_innen, die Juliane und Julius spielen, noch Lena Aigner, Anna Hahnl-Bichler, Pauline Kaser, Jasmin Märzbacher, Johanna Paris, Mari Reiner, Marie Schindlegger, Emma Weichhart, Paula Zeitlhofer zu hören. Sie rufen zur Rettung dieses Waldes, aber auch des weltweiten Klimas auf.
Und haben miteinander Erfolg. Womit sich der Kreis zum Bilderbuch schließt. Apropos Kreis: Der Bürgermeister kommt auf die Idee, die Stadt eben rund um den Wald zu bauen, eben „Städtchen Drumherum“ ;)
Premiere war übrigens am Freitag, 25. September 2020, dem ersten weltweiten Klimastreik der „Fridays-for-Future“-Bewegung seit den Corona-Maßnahmen.
Das Städtchen Drumherum
von Mira Lobe
in einer Fassung von Mia Constantine
50 Minuten
Inszenierung: Nehle Dick
Es spielen:
Bürgermeister und einige Tiere: Sven Kaschte
Juliane, Tochter des Bürgermeisters, Frau Hullewulle, einige Tiere: Claudia Kainberger
Julius, Sohn des Bürgermeisters, Mond, einige Tiere: Nils Arztmann
Kinderstimmen aus dem Off – aufgenommen beim Workshop „Muss noch schnell die Welt retten“ im Rahmen der Ausstellung „Klima & ich“ im Haus für Natur St. Pölten: Lena Aigner, Anna Hahnl-Bichler, Pauline Kaser, Jasmin Märzbacher, Johanna Paris, Mari Reiner, Marie Schindlegger, Emma Weichhart, Paula Zeitlhofer
Bühne und Kostüme: Michael Lindner
Dramaturgie: Ludwig zur Hörst
Regie-Assistenz: Pierre Blazs
Inspizienz: Vera Bernhauser
Wann & wo?
Bis 12. Februar 2021
Theaterwerkstatt im Landestheater NÖ
3100 St. Pölten: Rathausplatz 11 bzw. Roßmarkt 22
Telefon: (02742) 90 80 60-666
Kommentare