"Mein Interesse gilt auch der Unterrichtsforschung"
Julia Renner/Rén Yù Xuān (任育萱), die Lehrerin hat einen chinesischen Familienhintergrund, ihre Mutter kommt aus Taiwan, ist aber in Wien geboren und aufgewachsen. In Taiwan geben Eltern ihren Kindern oft einen englischen, aber auch einen chinesischen Namen. Beim chinesischen suchen sie gezielt Schriftzeichen mit positiver Bedeutung aus.
Was bedeutet Ihr chinesischer Name?
Ren, also der Nachname, der im Chinesischen immer am Anfang steht, bedeutet Verantwortung. Yu steht für Bildung und Xuan für Lilie, es ist aber auch ein altchinesisches Wort für Weiblichkeit oder Mutter.
Haben Sie als Kind und Jugendliche Chinesisch nur für den Hausgebrauch gelernt oder auch darüber hinaus?
Ich bin nicht in die Chinesische (Samstags-)Schule gegangen, aber gemeinsam mit anderen auch zweisprachigen Kindern in eine private Lerngruppe. Aber intensiv ist mein Interesse an Chinesisch erst nach der Matura entstanden, wo ich begonnen habe es bewusst zu lernen und Sinologie zu studieren. Im Studium hatten wir natürlich einen sprachwissenschaftlichen Hintergrund, aber auch andere Fächer wie Geschichte, Politik, Literatur usw.
Auch wenn vielleicht die Namensgebung durch Ihre Mutter mit Bildung und Verantwortung schon Lehrerin nahelegt, war das von vornherein Ihr Berufswunsch als Sie zu studieren begonnen hatten?
Nein, das hat sich erst im Laufe des Studiums ergeben. Als ich angefangen habe, hat es noch gar keine Ausbildung in diesem Bereich gegeben. Den Masterstudiengang Unterrichtskompetenz gibt es an der Sinologie erst seit 2012. Als erste Absolventin hab ich ihn 2013 abgeschlossen. Bisher wird Chinesisch ja nicht systematisch an Schulen angeboten. Die VBS ist eine der ersten Schulen, wo dies als Freigegenstand und maturables Fach angeboten wird.
Mein Interesse gilt auch der Wissenschaft, der Sprachunterrichtsforschung und so kann ich als Lehrerin Theorie und Praxis verbinden. Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich für
Sprachlehr- und -lernforschung an der Universität Wien - da arbeiten wir – zu ganz unterschiedlichen Sprachen und Mehrsprachigkeit.
Für meine Dissertation habe ich Online-Sprachentandems untersucht: Studierende der Uni Wien, die Chinesisch lernten und einer Uni in Taiwan, die Deutsch gelernt haben. Ich habe die Videoaufnahmen dieser Skype-Tandems analysiert.
Kommentare