Kleine & große Bühne - mit 11 cm kleinem, riesigen „Star“

Venus als Kindlein - mit Hirschkuh und Ente
„Mamma Luna“ von und mit Peter Ketturkat im Dschungel Wien rund um die Venus von Willendorf.

Um eine kleine, weltberühmte, uralte Frauenfigur – und ihre Symbolik – kreist das nicht ganz ¾-stündige Figurentheaterstück „Mamma Luna“ vom Objektkünstler Peter Ketturkat derzeit im Dschungel Wien.

Er selbst sitzt, verkleidet als Museumswärter einer uralten Generation mit Uniformrock und ebensolcher Kappe, auf der großen Bühne. Vor sich eine Steinmehl-Zement-Kopie der Venus von Willendorf, hinter sich eine kleine Figurentheaterbühne. Diese ist seitlich von einem Vollmondgesicht und einer Mondsichel begrenzt – beide aus gehämmertem Metall.

Ein wenig abseits hängt in einer Halterung ein großes flaches Ei – aus einer Ziegenhaut. Die wird später einerseits Trommel und andererseits „Bühne“ für Schattenfiguren – 13 Tiere, von denen viele Symbole für Fruchtbarkeit sind. Ebenso wie eine weitere Venus von Willendorf mit ihren üppigen weiblichen Formen aber ohne Gesicht und Füße.

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Fantasie-Träume

Diese – im Original nur 11 Zentimeter kleine, nicht ganz 30.000 Jahre alte - Figur, die vor 111 Jahren bei Grabungen in der Wachau entdeckt wurde (das Original steht in einer Spezialvitrine im Wiener Naturhistorischen Museum), verleitet den Wächter im Verlauf des Stückes zu träumerischen Fantasien oder fantastischen Träumereien. Ein Abbild des Abbildes landet auf der oben schon erwähnten kleinen Figurentheaterbühne – in einer Art Krippe.

Angesichts der zeitlichen Nähe, drängt sich die Weihnachtsgeschichte fast zwangsläufig auf. Der Museumswärter erscheint in einer Miniatur-Version als Figur. Tiere tauchen auf – allerdings ungewöhnliche – eine Hirschkuh und eine Ente – flach aus Metall geschnitten – mit eingravierten wellenförmigen Mustern. Auch die stehen, so der Künstler nach der Aufführung zum Kinder-KURIER, symbolisch für Fruchtbarkeit.

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Klauende Könige

Irgendwann lässt der Objekt-bauer und -spieler eine metallene Ruder-Galeere rund um die kleine auf der großen Bühne kreisen. Ihr entsteigen Figuren, die im ersten Moment an die heiligen drei Könige erinnern. Statt aber dem Kindlein etwas zu bringen, nehmen sie so ziemlich alles, was in der Zwischenzeit auf der kleinen Bühne aufgebaut wurde, mit.

Kämpfe zwischen Gut und Böse. Tänze zwischen Mond-Phasen. Spiel mit (tierischen) Symbolen, einmal auch zwischen eigenem Gesicht und Mondsichel – so, dass letztere danke ersterem zum Vollmond wird. „Seht ihr den Mond dort stehen?/Er ist nur halb zu sehen,/und ist doch rund und schön!“. Heißt es in dem von Ketturkat gesungenen, aber weniger bekannten Teil des Liedes „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius.

Gehen lernen

Ganz wenige Worte, nur hin und wieder die Rufe „Mamma Luna“ (Mutter Mond) nach der Venus, die kein Gesicht und keine Füße hat. Auf der kleinen Bühne verschafft er einer Kopie der Kopie dann doch Beine nachdem sie ohne solche bei den Erstversuchen ständig hinfällt.

In den 40 Minuten zaubert der Künstler mit dem „Gebären“ immer wieder neuer Bilder und Figuren nicht wenig Staunen beim Publikum hervor. Anderen Besucher_innen hingegen scheint eine durchgängige Erzählung zu fehlen, die sich aus den vielen Bildern nicht unbedingt erschließt.

Follow@kikuheinz

Mamma Luna
Verein zur Rettung der Dinge
Schatten- und Figurentheater
ab 4 Jahren; ca. ¾ Stunde

Von und mit: Peter Ketturkat

Wann & wo?
Bis 31. Dezember 219
13. Bis 16. Jänner 2020
Dschungel Wien: 1010. MuseumsQuartier
Telefon: (01) 522 07 20-20
dschungelwien

rettetdiedinge.blogspot

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