Kinder bilden einen 5er gegen Kinderarmut
Nein, es ging nicht um eine Schulnote, noch dazu die unbeliebteste als rund 30 Kinder Freitagvormittag auf dem Wiener Ballhausplatz zwischen Bundeskanzleramt und Präsidentschaftskanzlei sich zu einem großen 5er aufstellten. Die Ziffer fand sich auch auf einem großen Plakat. Und sie steht dafür, dass in Österreich, einem der reichsten Länder der Welt, ungefähr jedes fünfte Kind von Armut bedroht ist.
372.000 Kinder und Jugendliche – das sind ungefähr so viele Menschen wie ganz Graz, St. Pölten und Bregenz bewohnen – fallen darunter. Das bedeutet für die meisten dieser Kinder, dass sie auch bei vielen Aktivitäten ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler nicht mitmachen können, ausgeschlossen sind, im schlimmsten Fall, dass sie sogar zu Hause frieren, insbesondere am Monatsende das Essen sehr karg bzw. zumindest ziemlich eintönig wird.
Solche Plakate sind Teil der Kampagne „Kinderarmut abschaffen“ der österreichischen Volkshilfe im November und Dezember. Diese Organisation will einerseits über diese Ungerechtigkeit aufklären, andererseits aber auch gleichzeitig Spenden sammeln, um genau solche Kinder und Familien zu unterstützen.
Online-Plattform
Die dafür geschaffene Online-Plattform dient auch als Austausch – jener, die Spenden können und wollen und jener, die auf finanzielle Hilfe angewiesen sind, erklärte der Direktor der Volkshilfe Österreich, Erich Fenninger. Neben Einzelspenden besteht auch die Möglichkeit einer Art virtueller Patenschaft mit monatlichen Zuwendungen an arme und armutsgefährdete Familien.
Das allerdings, so die Volkshilfe, könne nicht alles sein. Neben kurzfristiger und aus Spenden finanzierter Hilfe, müsste es, so die Volkshilfe auch schon vor einem Jahr, eine Art Kinder-Grundsicherung geben. Eine solche verlangte vor wenigen Tagen auch das Netzwerk Kinderrechte. Rund um den 30. Geburtstag der UNO-Kinderrechtskonvention (20. November) wird Österreich ja vom entsprechenden Ausschuss der Vereinten Nationen geprüft. Eine der schon aufgetragenen Hausübungen ist, Maßnahmen gegen Kinderarmut zu ergreifen.
Konkrete Vorschläge
Die Volkshilfe hatte im Vorjahr – gemeinsam mit den Schuldnerberatungen – ein Modell für eine solche Grundsicherung für alle Kinder und Jugendlichen erarbeitet. Vorgeschlagen wird dabei ein monatlicher Grundbetrag von 200 € (der Familienbeihilfe und Kinderabsetzbetrag ersetzen würde). Dazu käme ein einkommensgeprüfter Anteil von bis zu 425 €. Diese Höhe würde allen Familien zukommen, deren jährliches Einkommen unter 20.000 € liegt. Ab dann würde sich dieser Betrag verringern – bis zu einer Obergrenze von 35.000 € jährlichem Einkommen.
Die Kindergrundsicherung wird übrigens – wie es die Kinderrechtskonvention aber auch die Jugendwohlfahrt verlangt – für alle Kinder und Jugendlichen, unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft gefordert.
Wird die neue Regierung eine solche Kinder-Grundsicherung, wie immer die dann auch heißen könnte – nicht in Angriff nehmen, so würde den Chefs am Ballhausplatz dann wirklich die Ziffernnote 5 in Sachen Kinderarmut gebühren.
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