„Ihr müsst endlich aufwachen!“
In einer Szene schildern Blerta Saiti und Enver Mulamustafić abwechselnd, welche Kindheitserinnerung sie mit Deckenüberzügen verbinden und welche Wichtigkeit diese hatten/haben. Später massiert Serwan Darwish zwischen seinen Händen einen nur manchmal hervorblitzenden kleinen Gegenstand, hin und wieder zeigt er ihn her – einen kleinen schwarzen Stein: Das Abschiedsgeschenk seiner Volksschullehrerin am Ende der 4. Klasse. Jetzt, Jahre später in der Neuen Mittelschule, verbindet er damit noch immer das Erfolgserlebnis, die erste Etappe seiner Bildungslaufbahn erfolgreich abgeschlossen zu haben.
Auf der Suche...
Solch kleine große Momente sind Teil der Performance „Die Odyssee. Eine szenische Reise“. Jugendliche aus der zweiten bis vierten Klasse der Neuen Mittelschule Johann-Hoffmann-Platz (Wien-Meidling) sowie des akademischen Gymnasiums Wien (Innere Stadt) arbeiten seit Monaten an dieser „Reise“, in der sie sich mit Her- und Zukunft beschäftig(t)en und dabei nach (persönlicher) Identität suchen. Dazu zählen auch in einer Szene die Äußerungen von Wünschen und nervenden Dingen. So wünscht sich Elif Doğan, einmal nach Korea zu reisen, um diese Kultur kenne zu lernen. Veljko Bajčić nervt, dass immer wieder sein Name falsch geschrieben wird – und findet sich mittlerweile, wie viele andere vor allem Schüler_innen fast schon damit ab, dass Glyphen (Sonderzeichen, oft Hatscheks genannt) praktisch systematisch ignoriert werden.
Der Kinder-KURIER durfte knapp mehr als eine Woche vor der einzigen öffentlichen Aufführung (Infos siehe unten) einer nachmittäglichen Probe in der NMS zuschauen und zuhören.
Fotos (1) vom Probenbesuch
Rap, Beatboxing
Szenen einzelner Jugendlicher wechseln einander ab mit chorischen oder gerappten Großgruppen-Auftritten. Vor dem großen gemeinsamen Auftritt, in dem die Jugendlichen vom Hoffmann-Platz ihre chorische, gereimte von Rap inspirierte Botschaft hinausrufen, leitet Veljko Bajčić diese Passage mitreißend mit seinem Beatbox ein, angekündigt von seinem Kumpel Džemsad Bronja. Die gemeinsame Message richtet sich kurz und prägnant vor allem gegen Krieg und Rassismus, deren Zeilen die Schüler_innen der unverbindlichen Übung in kleinen Teams erarbeitet hatten. Der Text startet mit „Warum tut ihr das der Welt an?“ und endet mit der Aufforderung an alle, vor allem die Entscheidungsträger_innen dieser Welt: „Ihr könnt nicht so weitermachen./Ihr müsst endlich aufwachen!“
Video von der Beatbox- und Chor-Szene
Theater, Tanz und mehr
In beiden Schulen waren/sind Jugendliche zwischen 11 und 16 Jahren seit Monaten dabei, nicht nur Inhalte, Szenen und verschiedene Darstellungsformen zu proben. Gegen Ende des Vorjahres konnten die Jugendlichen auch Inputs von Künstler_innen verschiedenster Bereiche - Theater, Tanz, Musical, Performance, Literatur und Musik erhalten, unter anderem von der bekannten Rapperin Esra Öszmen oder von Gerald Huber-Weidebauer (Mitglied der Beatboxing-Band „Bauchklang“). Diese und andere Elemente aus den Inputs bauen die jungen Neo-Schauspieler_innen in ihre Performance ein.
Fotos (2) vom Probenbesuch am Johann-Hoffmann-Platz
Infos: Was? Wer? Wann? Wo?
Die Odyssee. Eine szenische Reise.
Theaterprojekt entstanden im Rahmen von MY IDENTITY mit Schüler*innen der NMS Johann Hoffmann Platz und des Akademischen Gymnasiums Wien.
Ab 10 J., 70 Minuten
Darsteller*innen: Hannah Addison, Elmas Askan, Veljko Bajčić, Andrea Bojoska, Džemsad Bronja, Serwan Darwish, Sarah Dobrićić, Elif Doğan, Ina Feistl, Lea Flok, Ariane Gillot, Nelly Gillot, Lia Gimatzidi, Clara Gonzalvez, Brigita Kroková, Janna Leeb, Victoria Mirković, Enver Mulamustafić, Anastasia Niyazova, Anastasia Razumovsky, Ines Rokyta, Blerta Saiti, Brigitta Toro, Emir-Arda Türkyılmaz, Leah Zohar, Mai Zohar
Trainer_innen: Anna Brodacz, Anna Morawetz, Philipp Leeb
Wann & wo?
Sonntag, 24. Februar, 16 Uhr
Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Infos und Karten unter
office@poika.at
sowie auf
my-identity.at
Kommentare