Haltung von Mitgefühl und Verantwortung vermitteln

St.Ursula-Schuldirektorin Elisabeth Stöger
Interview mit Elisabeth Stöger, Direktorin der AHS St. Ursula in Wien-Liesing.

Warum beteiligt sich Ihre Schule am Projekt Compassion?
Elisabeth Stöger: Seit 2004 ist dieses Projekt ein zentraler Bestandteil des pädagogischen Konzepts unserer Schule. Compassion bedeutet eine Haltung des Mitgefühls und der sozialen Verantwortung, die über eine oberflächliche Betroffenheit hinausgeht.

Schülerinnen und Schüler bearbeiten mit den Lehrkräften während des gesamten Schuljahres verschiedene soziale und gesellschaftliche Probleme und Themen. Das Compassion-Projekt hat als zentrales Element die Praktikumsphase, die in den zwei Wochen vor den Semesterferien stattfindet. Die Schülerinnen und Schüler suchen sich einen Praktikumsplatz wo sie mit Personen in Kontakt kommen, die unsere Unterstützung brauchen. Das können alte und demente Menschen sein, das können Kinder mit besonderen Bedürfnissen sein oder andere Randgruppen unserer Gesellschaft sein. Die Schülerinnen und Schüler leben hier zwei Wochen als Praktikant_innen mit und sammeln so ganz persönliche Erfahrungen. Das ist ein ganz wesentliches Element, weil sie hier in direkten menschlichen, persönlichen Kontakt treten und dadurch auch lernen, wie sie mit diesen Menschen umgehen, sie lernen Verständnis und profitieren ganz entscheiden in ihrer Persönlichkeitsentwicklung.

Wie bereitet die Schule die Jugendlichen auf diesen Einsatz, diese Begegnungen vor?
Im Unterricht werden die Praktika durch Gespräche vorbereitet. Die Jugendlichen suchen sich eine Lehrkraft aus, zu der sie Vertrauen haben und diese begleitet sie dann auch während der Praktikumsphase für Rückmeldungen und den Austausch von Erfahrungen. Mögliches Belastendes kann so aufgearbeitet werden. Am letzten Tag vor den Semesterferien gibt es einen gemeinsamen Reflexionstag, sodass wir die Jugendlichen gut betreut und begleitet in die Semesterferien entlassen können.

Gibt es Auswirkungen nach dem Projekt?
Viele Jugendliche bleiben ihren Institutionen auch danach treu und besuchen sie immer wieder, weil der persönliche Kontakt was ganz Entscheidendes ist. Das ist auch das, was wir in den Jugendlichen hervorrufen wollen.

Ist nach dem Projekt auch etwas davon im Zusammenleben und -arbeiten in der Klasse, in der Schule spürbar?
Ein direkter Nachweis ist nicht möglich. Wir hoffen aber doch, dass hier eine direkte Wirkung gegeben ist und beobachten schon, dass die Schülerinne und Schüler sehr viel reflektierter an manche Probleme und Fragen herangehen.

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