„Geht uns der Sauerstoff aus, riechen wir an den Geldscheinen“
Erst sagt Vater Bernd – mit ausgestopftem Bauch -, Tochter Anna solle mit ihrem Handy alles filmen und posten. Der reiche Herr möchte auch via Internet berühmt werden. Doch Pech, sie hält sich an seinen Wunsch. Und so wird auch bekannt, dass er Wald auf einer Insel abholzen lassen, Natur und Umwelt zerstören und sich mit dem Bau eines Waisenhauses nur in ein besseres Licht rücken lassen will. Auf der Insel scheinen sich einige vom möglichen Geldregen „hypnotisieren“ zu lassen. „Geht uns der Sauerstoff aus, riechen wir an den Geldscheinen“, lautet dann der zugespitzte Sager auf der Insel, als der reiche Bernd und sein Bodyguard mit den Geldscheinen winken.
Der feine Herr Bernd ist selber von der Aussicht auf einen verborgenen Schatz auf dieser Insel „hypnotisiert“. So heißt das Theaterstück, das Kinder der 4a der Volksschule Oberlaa (Wien-Favoriten) seit einigen Wochen erarbeitet haben, proben, überfallsartig am Tag der Kinderechte (20. November) im Parlament für den Bundesrat aufgeführt haben und nun nach weiteren Proben ausgefeilt in voller Länge (ca. ¾ Stunde) in mehreren Schulen zeigen.
Zentral in der oben kürzest zusammengefassten Geschichte sind Kinder, die für einige ihrer Rechte, nicht zuletzt das auf Leben und Aufwachsen in einer gesunden Umwelt – und ihre Meinung sagen zu dürfen – lautstark protestieren und demonstrieren. Für diese Szenen ließen sich die Kinder von der Bewegung „Fridays for Future“ und Greta Thunberg inspirieren – aber sicher nicht manipulieren.
Zu Beginn vor vielen Wochen „haben wir in kleinen Gruppen unsere Ideen besprochen und uns dazu gleich Szenen überlegt und ausprobiert. Der Philip (Regisseur des Vereins culturefly, Anmerkung der Redaktion) hat das alles aufgeschrieben und dann ein ganzes Stück daraus gemacht“, erzählen die Kinder unmittelbar nach ihrer Probe. Außerdem berichten sie: „Wir haben Plakate geschrieben mit Kinderrechten, die uns wichtig sind.“ Dass es Kinderrechte gibt, wussten sie schon – „aus der Schule und vom Zoom Kindermuseum“.
Saubere Umwelt und Natur, was in diesem Stück DIE zentrale Rolle spielt - war vielen der Kinder in dieser Schule, die am Rande des Bezirks und der Stadt schon in einer fast dörflichen Umgebung liegt, schon vorher ein Herzens-Anliegen. Das erzählten sie dem Kinder-KURIER nach einer Probe im Turnsaal, die der Reporter sehen, fotografieren und filmen durfte in ihrer Klasse.
Eigene Erfahrungen und Aktionen
Annika erzählt: „Ich wollte schon selber mit meinen Freundinnen in der 3. Klasse eine kleine Demo organisieren. Bei der Hämmerlegasse hat es ein Feld gegeben, das soll verbaut werden. Wir haben schon angefangen auf Papier so Plakate zu schreiben. Aber dann sind leider alle meine Freundinnen weggezogen und ich war nur mehr alleine.“
Lukas berichtet stolz, schon mit Freunden bei einer der Fridays for-futre-Demos mit dabei gewesen zu sein. Tina, die die ständig handy-filmende Anna spielt, hat schon mit Freund_innen gemeinsam Plakat gestaltet, die Leute darauf aufmerksam machen, nicht so viel Plastik zu verwenden. Sarah, Darstellerin der Amina, die im Stück vor einer UNO-Fahne über Kinderrechte spricht, ärgert sich, dass ihre Mutter sie immer mit dem Auto in die Schule fährt, „ich würde viel lieber mit dem Bus fahren, leider meine Schwester nicht“. Außerdem nervt sie der Baustellenlärm in der Nähe ihrer Wohnung.
Adrian fährt meistens mit öffentlichen Verkehrsmitteln, „das ist ziemlich gut, aber es macht mich traurig, dass eine Frau Direktorin – nicht in dieser Schule – immer mit dem Auto fährt und das ganz alleine. Das bringt doch nichts.“ Auch Lisa und Mika schildern, wie gern sie mit Öffis fahren.
Lilli geht immer wieder mit Freundinnen zum Liesingbach, um dort Mist einzusammeln. „Beim letzten Mal haben wir zwei große Müllsäcke gefüllt.“ Auch Isabella sammelt gemeinsam mit andere Kindern Müll und versucht alle in ihrer Umgebung aufmerksam zu machen, „dass sie den Müll trennen sollen“. Lenny sammelt mit anderen Müll auf einem Feld. Alex, der einen Bauern auf der Insel spielt, der sich zunächst über das viele Geld freut, das der reiche Herr, der noch reicher werden will, für die Grundstücke zahlt, erlebt im Hof des Hauses wo er wohnt, dass Leute den zumüllen.
David erzählt, dass er im Burgenland wo seine Eltern aufgewachsen sind, sein ferngesteuertes Boot gar nicht mehr auf dem Teich fahren lassen konnte, weil so viel Mist im Wasser geschwommen ist. Jakob schildert, wie er mit seiner Schwester und den Großeltern in einem Bach so viel Müll gesehen hat, „da war sogar ein Einkaufswagen drin, den haben wir gar nicht rausgebracht, aber einen Ball, mit dem spiel ich jetzt“. Adrian zeigt sich entsetzt darüber, dass er einmal in einem Baum so zerfetzte Plastiksackerl gesehen hat: „Das könnten ja Vögel essen und dann ersticken sie daran vielleicht.“ In einer Szene im Stück erstickt ein Gast in einem Restaurant fast an einem Plastiksackerl, das er mit dem Fisch auf seinem Teller zu sich genommen hat.
„Hypnotisiert“
4a der Volksschule Oberlaa
ca. ¾ Stunde
13. Dezember 2019, 10 Uhr
Janusz-Korczak-Schule: 1100, Georg-Wilhelm-Pabstgasse 2
16. Dezember 2019, 9.55 und 11 Uhr
1100, B/R/G Pichelmayergasse 1
18. Dezember 2019, 8.10 Uhr
Turnsaal der VS Oberlaa: 1100, Oberlaaer-Platz 1
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