Eine bunte, laute Reise durch die Welt der Liebe

Szenenfoto aus "Die Liebe ist ein Heckenschütze" von Theaterwild:Company Dschungel Wien
"Die Liebe ist ein Heckenschütze" ein turbulentes Stück Schauspiel mit mitreißender Musik im Dschungel Wien.

„Was ist die Liebe?“
Diese Frage hat uns alle bestimmt schon öfter beschäftigt. Genaue Antworten auf sie zu finden ist sehr schwierig, doch auch im Dschungel Wien begibt man sich auf die Suche nach ihnen. Und zwar in dem Stück „Die Liebe ist ein Heckenschütze“, das, basierend auf dem Sammelband von Lola Arias, von der Theaterwild Company inszeniert wurde und am 1.Mai Premiere feierte.

Jene Suche nach Antworten beginnt schon ganz am Anfang, als die 7 DarstellerInnen darüber diskutieren, wann das Stück beginnt. Nacheinander treten sie vor das geheimnisvolle blaue Tuch, das den Blick auf die Bühne verdeckt und erzählen von sich und der Rolle in die sie schlüpfen sollten. Sie reißen große Themen an, die sie beschäftigen, spekulieren über das Leben und die Liebe, ehe sie immer wieder abrupt aufhören zu sprechen, sich gegenseitig unterbrechen, oder plötzlich wieder hinter dem großen Tuch verschwinden.

Doch dann fällt es zu Boden und die DarstellerInnen werden zu einer Einheit. Verbunden durch laute, rockige Musik tanzen sie um eine lange Tafel in der Mitte der Bühne.

Szenenfoto aus "Die Liebe ist ein Heckenschütze" von Theaterwild:Company Dschungel Wien

Szenenfoto aus "Die Liebe ist ein Heckenschütze" von Theaterwild:Company Dschungel Wien
 

Wild und chaotisch

Der Beginn des Stückes scheint nun endgültig geschafft zu sein, doch die Suche geht weiter und es bleibt wild und chaotisch. Denn nun beginnt eine Reise in die tiefen Gefühlswelten der einzelnen Charaktere. In ihre Erfahrungen und Träume im Bezug auf die Liebe. Und in ihre letzten Wünsche, denn sie erzählen ihre Geschichten im Rahmen des Spiels „Russisches Roulette“, in dem der Tod in jedem Moment mitspielt.
Vielleicht ist er es, der so gegensätzlich zur Liebe ist und sie den DarstellerInnen in ihren Rollen trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb auf so starke Weise bewusst macht.
Nacheinander sprechen sie über ihre intimsten Gedanken und Erlebnisse.

Immer wieder wird einem durch ihre Erzählungen bewusst, dass die Liebe, die die größten Sehnsüchte und Hoffnungen weckt, einen gleichzeitig so verletzlich macht und oft auch mit dem tiefen Gefühl von Schmerz und Einsamkeit verbunden ist.

Szenenfoto aus "Die Liebe ist ein Heckenschütze" von Theaterwild:Company Dschungel Wien

Szenenfoto aus "Die Liebe ist ein Heckenschütze" von Theaterwild:Company Dschungel Wien

 

Die einzelnen Charaktere

So erzählt beispielsweise Benedikt Häfner in der Rolle des Rolf (für die anderen ProtagonistInnen werden keine Rollennamen genannt), dass er sich sehr oft verliebt, aufgrund seiner Schüchternheit allerdings immer flüchtet wenn es darum geht jemandem seine Gefühle zu offenbaren.

Caroline Baas und Albane Troehler sprechen über die großen Enttäuschungen in der Liebe. Über das Verlassen-Werden und das Zerplatzen von Träumen.

Pilar James Borower erzählt, dass sie von Kind an von allen sehr schön gefunden wurde und dass sie sich mit ihrer Schönheit doch immer einsam fühlte.

Adeline Nita sagt, dass sie ein ganz normaler Mensch, ohne besondere Merkmale sei. Dabei turnt sie allerdings auf einzigartig fröhliche und ansteckende Weise über die Bühne. Sie erzählt, dass sie sich in Zwillinge verliebt hat und beteuert, dass man nicht zwei Herzen haben kann.

Raschid Zinaladin spricht schließlich davon, die Liebe in seiner Rolle als Don Juan zu oft gespielt zu haben, sodass er das Gefühl hat, nicht mehr zu wissen was sie ihm wirklich bedeutet.

Szenenfoto aus "Die Liebe ist ein Heckenschütze" von Theaterwild:Company Dschungel Wien

Szenenfoto aus "Die Liebe ist ein Heckenschütze" von Theaterwild:Company Dschungel Wien
 

Von Boxkampf bis zu Schokolade

Jene intimen Momente werden immer wieder aufgelöst in ein buntes Miteinander. Es fühlt sich an wie eine Befreiung, wenn Gefühle dann durch starke tänzerische Choreographien der DarstellerInnen und den lauten Gesang von Elisa Berrod geteilt und einfach wild ins Publikum geworfen werden. Begleitet von ebenso bunten und wilden Lichtspielen der großen Scheinwerfer, die an der Decke befestigt sind.

Auf die Frage was die Liebe ist, gibt es am Ende des Stückes noch mehr Antworten als zuvor. Noch einmal werden zum Schluss unterschiedlichste Definitionen von den DarstellerInnen in den Raum gerufen. Die Liebe wird mit Wein verglichen. Mit Schauspielerei und einem Striptease. Mit einem Boxkampf und mit Schokolade. Oder auch mit einem Heckenschützen.

Doch in einem Punkt scheinen sich schließlich alle einig zu sein. Dass sie es ist, die uns alle sehr beschäftigt. Uns zum weinen, lachen und träumen bringt. Und das Publikum ganz zum Schluss zum lauten Applaudieren.J

Übrigens: Was man bei dem mitreißenden und überzeugenden Spiel der DarstellerInnen gar nicht glauben würde, ist dass der Auftritt für einige von ihnen die erste schauspielerische Bühnenerfahrung war.

Rosanna Wegenstein, 19

Szenenfoto aus "Die Liebe ist ein Heckenschütze" von Theaterwild:Company Dschungel Wien

Szenenfoto aus "Die Liebe ist ein Heckenschütze" von Theaterwild:Company Dschungel Wien

Infos: Was? Wer? Wann? Wo?

Die Liebe ist ein Heckenschütze
Theaterwild:Company Dschungel Wien
Schauspiel, ca. 1 ½ Stunden, ab 15 J.

Autorin: Lola Arias
Aus dem Spanischen von: Margit Schmohl

Regie: Caroline Welzl
Darsteller_innen: Caroline Baas, Elisa Berrod, Pilar James Borower, Benedikt Häfner, Adelina Nita, Albane Troehler, Raschid Zinaladin
Stimme: Florian Wischenbart

Ausstattung: Stefanie Muther
Musik: Gilbert Handler
Licht: Hannes Röbisch, Christo Novak
Dance Captain: Adelina Nita
Regieassistenz: Amelie Wimmer
Anfertigung Voodoo-Pullover: Otto Krause

Aufführungsrechte: Verlag der Autoren, Frankfurt am Main

Wann & wo?
Bis 4. Mai 2018 sowie
5. bis 8. Juni 2018
Dschungel Wien, 1070, MuseumsQuartier
Telefon: (01) 522 07 20-20
www.dschungelwien.at

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