„Cool, weil wir alles selber machen dürfen“
Ein Tisch voller … Kartonrollen, um die vielleicht einmal Klopapier gewickelt war, Kunststoffbecher und -behälter, Büroklammern, Trichter, Ketten, Eierkartons, Klebebänder, Kunststoffnetze, -röhren und -schläuche, viele hölzerne Spieße und unterschiedlichste Glocken und Glöckchen. Ach ja, das wichtigste ist noch nicht erwähnt: Kugeln, manche sagen auch Murmeln. Der „Gabentisch“ steht im „Wissenshof“, so nennt sich die gemeinsame Aktion der städtischen Bücherei Erdberg (Wien3) und des ScienceCenter Netzwerks.
Rund ein Dutzend Kinder bedienen sich hier, um so manches zu verbiegen, miteinander zu verkleben, zu beschneiden, zusammen zu bauen. Die Teile befestigen sie an senkrechten Holzfaserplatten mit vielen Löchern. In knapp zwei Stunden bauen die meisten zu zweit, manche auch alleine, andere dafür zu dritt Kugelbahnen.
Unterschiedlichste Konstruktionen
Katarina (10) und Martina (8) befestigen am Ende ihrer Bahn aus Röhren und gebogenen bunten Kartons ein Kunststoffnetz, um die Kugeln zu „fangen“. Ihr Bruder Alexander, der heuer 7 wird, lässt die Kugeln nicht nur durch einen Trichter und eine PET-Flasche, deren Boden er abgeschnitten hat, rollen. Er hat sich auch eines der von der Bücherei ausgemusterten Bücher hergenommen und zerlegt es vorsichtig mit einem der scharfen Cutter. Aus dem Buchcover baut er eine eckige Röhre.
Andere stellen gegen Ende gar ihre Stellwände zusammen, die Kugel rollt von der einen auf die andere Kugelbahn. Fast alle bauen irgendwo das eine oder andere – oder auch mehrere Glöckchen ein. Ein Trio „versteckt“ die kleinen Glocken in einer dickeren Röhre. Ihr Einbau ist also „nur“ zu hören ;)
Mit echtem Werkzeug arbeiten
Neben der Faszination Kugelbahn macht so manchen der teilnehmenden Kinder nicht zuletzt er erlaubte, kontrollierte, vorsichtige Umgang mit echtem Werkzeug Spaß. Die sechsjährige Katharina müht sich mit einem Cutter ab, ein Stück Holz zu schneiden. Beschäftigte der Bücherei suchen, ob sie nicht zufällig unter ihrem eigenen Werkzeug eine Säge haben. Fehlanzeige.
„Na gut“, gibt sich die Solistin, die sich von Kugelbahnen verabschiedet hat, auch mit einem Pappkarton zufrieden. Das Stück, das sie nun abgeschnitten hat, packt sie mit in ihren aufgeklappten Eierkarton, aus dem sie mit einer Vielzahl der oben aufgezählten Materialien eine Art Boot zum Nachziehen baut. Zwischendurch probiert sie noch, eine Kugel durchlaufen zu lassen.
Selber tun dürfen
Die andere Katarina, die ohne h und schon mit zehn Jahren sagt dem Kinder-KURIER zur Aktion im Wissenshof: „Ich finde das schon cool und interessant, weil wir uns selber von den Sachen inspirieren lassen und auch selber alles bauen können.“
„Sie ist eine richtige Leseratte“, outet die Kugelbahn-Co-Architektin Martina ihre zwei Jahre alte Schwester. „ich lese wirklich gern und viel, bin aber die einzige in der Familie.“
Bruder Alexander: „Ich spiel am liebsten Fußball.“ Die genannte dritte im Bunde der Geschwister grübelt zunächst, was sie eigentlich am liebsten macht, um dann zu erzählen: „Vor dem Schlafengehen hab ich zuletzt eine Modeheft angeschaut und eigene Zeichnungen gemacht.“
An Naturwissenschaften heranspielen
Als die Explainer_innen vom Science-Center Netzwerk ankündigen, dass die Aktion sich dem Ende nähert, lassen sich die meisten bei ihrem Konstruieren und Bauen aber so was von gar nicht stören. Nach mehrmaligem Hinweis aufs Ende, werden manche ein wenig hektisch, weil nicht alles so funktioniert, wie sie’s gern hätten. Darum aber geht’s auch bei der abschließenden Präsentation gar nicht so sehr. Der Spaß an der Arbeit mit Material und Werkzeug ist ebenso wichtig wie das Tüfteln, wie was wo montiert werden müsse, um die Kugel dorthin rollen zu lassen, wo sie die jeweiligen Kinder gern hätten. Das Be-greifen der Mechanik einer möglichen Kugelbahn – wie auch bei den anderen Nachmittagen im (Wissens-)Hof der Erdberger Bücherei (z.B. Kettenreaktionsmaschine) will die Freude an Naturwissenschaften spielerisch vermitteln.
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