"Jetzt müssen wir genau wissen, was passiert ist"
Und das alles "ohne Vorverurteilungen, aber mit voller Konsequenz." Der Satz trifft dieser Tage leider auf viele Begebenheiten wie Geschehnisse in Österreich zu. Getätigt hat ihn SPÖ-Sozial- und Gesundheitsministerin Korinna Schumann anlässlich des tragischen Todes einer 54-Jährigen, deren Aorteneinriss nicht behandelt wurde. Weil fünf auf Herzchirurgie spezialisierte Krankenhäuser keinen Platz hatten. "Das System hat versagt.", titelt Elisabeth Holzer-Ottawa in ihrem Bericht. Ein Mensch ist tot. Die Politik fordert Aufklärung. Gesundheitsexperten mahnen seit Jahrzehnten eine Reform des teuren, aber nicht adäquat funktionierenden Gesundheitssystems ein. Allein die Stimmen wurden bis dato wohl gehört, umgesetzt wurden die Empfehlungen aber nicht.
Einen Vorschlag gemacht hat jüngst die ehemalige Kanzleramtsministerin und nunmehrige ÖVP-Landeshauptfrau von Salzburg Karoline Edtstadler. "Die Spitäler in die Kompetenz des Bundes", sagt Edtstadler im KURIER-Interview mit Chefredakteur Martin Gebhart. Für "erfrischend" hält diesen Vorschlag der MedUni-Rektor Markus Müller, wie er im Gespräch mit Josef Gebhard sagt.
"Genau wissen, was passiert ist" will in ganz anderem Belang und Zusammenhang jene Kommission, der Irmgard Griss vorsteht. Mit Expertinnen und Experten soll sie aufklären, was in den SOS-Kinderdörfern in der Vergangenheit geschehen ist. Die Tragweite der Missbrauchsfälle, die Falter-Redakteure aufgedeckt haben, ist nicht absehbar, denn fast täglich gelangen neue Details ans Licht der Öffentlichkeit.
Wie es mit den SOS-Kinderdörfern weitergeht und wie die öffentliche Hand, die die Einrichtungen zum Großteil finanziert, mit den Vorwürfen weiter umzugehen gedenkt, das recherchiert gegenwärtig Raffaela Lindorfer, die im Milchbar-Podcast mit Michael Hammerl erklärt, worum es im Kern auf politischer Ebene geht.
"Genau wissen, was passiert ist" - das will auf parlamentarischer Ebene der Untersuchungsausschuss, der sich mit dem Ableben von Ex-Justizsektionschef Christian Pilnacek beschäftigen wird. Wer die Fraktionsführer sind, wer als Verfahrensrichter agieren wird im Hohen Haus und was von dem von den Freiheitlichen initiierten U-Ausschuss zu erwarten sein wird, das lesen Sie am Allerheiligen-Allerseelen-Wochenende.
An einem Wochenende, an dem wir der Toten gedenken. Ein "großer Versöhner und Brückenbauer" ist vergangenes Wochenende von uns gegangen: Heinz Nußbaumer, legendärer und langjähriger Außenpolitik-Chef des KURIER. Nussbaumer wird eine nicht zu schließende Lücke hinterlassen, wie Rudolf Mitlöhner in seinem Nachruf darlegt.
Eine Wochenmitte, die Zeit zum Innehalten bietet, die wünscht Ihnen,
Johanna Hager