Wo Hühner Eier mit einem Wirkstoff gegen Krebs legen

Wo Hühner Eier mit einem Wirkstoff gegen Krebs legen
Das Institut, wo das Schaf Dolly geklont wurde, hat eine neue revolutionäre Methode zur Medikamentenproduktion entwickelt.

Ein High-Tech-Hühnerstall als Arzneimittelfabrik der Zukunft: Dass diese Idee durchaus realistisch ist, haben jetzt Experten des Roslin Institutes der Universität Edinburgh in Schottland gezeigt. Die Wissenschafter haben Hühner genetisch derart verändert, dass ihre Eier Wirkstoffe - Eiweiße - gegen Arthritis und Krebs enthalten. Diese sind im Eiklar enthalten.

Auf diese Weise seien die Produktionskosten bis zu 100-mal billger im Vergleich zur herkömmlichen Herstellungsweise. Für die Hühner selbst habe das keinerlei negative Auswirkungen - sie legen ihre Eier so wie sonst auch. Im Roslin-Institut kam 1996 das weltberühmte Klonschaf "Dolly" auf die Welt.

Den Forscher ist die Produktion von zwei Proteinen geglückt: Eines, das gegen Krebszellen und auch Virusinfektionen wirkt (IFNalpha2a). Und eines, das Reparaturmechanismen in geschädigtem Gewebe aktiviert (macrophage-CSF). Dafür wird dem Erbgut der Hühner ein menschliches Gen hinzugefügt, das beim Menschen für die Produktion des jeweiligen Proteins verantwortllich ist.

Bereits drei Eier würden ausreichen, um eine Menge des Wirkstoffs zu produzieren, die für einen Patienten ausreicht. Da ein Huhn bis zu 300 Eier im Jahr legt, könnte diese Herstellungsmethode deutlich günstiger sein als bisherige Produktionsverfahren. Noch wurde die Methode nicht für einen tatsächlichen Einsatz der Proteine an konkreten Patienten genützt. Die Studie zeige aber, dass die Methode funktioniere und auch leicht adaptiert werden könnte, um andere therapeutische Wirkstoffe herzustellen.

Solche auf Proteinen basierende Arzneimittel werden heute auf breiter Basis in der Therapie von Krebs und anderen Erkrankungen eingesetzt. Die Studie ist jetzt im Fachmagazin BMC Biotechnology erschienen.

Wo Hühner Eier mit einem Wirkstoff gegen Krebs legen

In einem ersten Schritt wollen die Forscher ihre Methode für die Produktion von Tierarzneimitteln nützen - auch wegen der lange Zeitdauer eines Zulassungsverfahrens für Arzneimittel für Menschen (10 bis 20 Jahre).

Schon für frühere Studien gab es Versuche mit gentechnisch veränderten Ziegen, Kaninchen und Hühnern, aus ihrer Milch bzw. ihren Eiern therapeutische Wirkstoffe zu gewinnen.

Die Hühner leiden nicht unter der genetischen Veränderung und würden richtiggehend "verwöhnt", sagte Lissa Herron vom Roslin Institut zur BBC. "Ihre Gesundheit ist in keiner Weise beeinträchtigt."

Schon jetzt werden Eier verwendet, um darin Viren für Impfstoffe - wie etwa den Grippeimpfstoff - zu kultivieren. Allerdings kommt es hier zu keiner genetischen Veränderung der Hühner.

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