Warum Babys keine Quetschies bekommen sollten

Kinder, die nur mit Quetschbeuteln gefüttert werden, lernen nicht, mit dem Löffel zu essen.
Die praktischen Beutel werden immer öfter statt Breigläschen verwendet. Welche Folgen das für die Kleinen haben kann.

Es ist deutlich einfacher als Brei mit dem Löffel zu füttern: Bei Quetschbeuteln, kurz Quetschies, wird einfach der Deckel abgeschraubt und die pürierte Fruchtzubereitung kann dem Kind bequem in den Mund gedrückt werden oder es saugt den Brei selbst heraus. Für ältere Kinder ist das kein Problem, weshalb Quetschies ein beliebter Snack für unterwegs sind.

Immer mehr Eltern beginnen allerdings schon bei Babys mit den Beuteln. Statt ihnen selbst püriertes Obst und Gemüse oder Breigläschen zu füttern, halten sie zur Beikosteinführung ein Quetschie in den hungrigen Mund. Üblicherweise beginnt die Beikost mit dem Beginn des fünften Lebensmonats, spätestens mit dem Beginn des siebten Lebensmonats.

Die deutsche Stiftung Kindergesundheit warnt davor, schon so früh Quetschies zu füttern. Quetschbeutel seien oft doppelt so teuer wie herkömmliche Obstgläschen, meist überzuckert und übersäuert und mit weiteren Nachteilen verbunden. Viele Quetschies hätten extrem viele Kalorien, einen sehr süßen Geschmack und eine völlig unausgewogene Zusammensetzung der Nährstoffe mit einem viel zu hohen Zuckergehalt, so die Stiftung Kindergesundheit.

Karies und Übergewicht

Dadurch erhöht sich auch das Risiko für Zahnkaries und Übergewicht. Der überwiegende oder sogar der gesamte Zuckergehalt stammt zwar aus dem Zucker der verwendeten Fruchtzubereitung und nicht aus zugesetztem Zucker. Deshalb dürfen auch extrem zuckerreiche Produkte die Aufschrift "ohne Zuckerzusatz" tragen, wenn der zusätzliche Zucker etwa aus konzentriertem Fruchtmus oder -saft stammt.

"Dies kann bei Eltern fälschlicherweise den Eindruck erwecken, es würde sich um ein zuckerarmes Produkt handeln. Aber nicht nur 'zugesetzter Zucker', sondern vor allem auch der Gesamtzuckergehalt ist verantwortlich für unerwünschte gesundheitliche Auswirkungen beim Kind", sagt Berthold Koletzko, Stoffwechselexperte der Universitäts-Kinderklinik München und Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit.

Kinder lehnen später feste Nahrung ab

Ein weiteres Problem: "Wenn Säuglinge Beikost vorwiegend durch das Saugen aus einem Beutel aufnehmen, kann dadurch das Lernen des Essens von einem Löffel bzw. von festeren Nahrungsstücken aus der Hand verzögert und erschwert werden", gibt Koletzko zu bedenken. Hinzu kommt: "Das Erkunden der Nahrung mit den Lippen, der Zunge und den Händen und das Einüben des Kauens und Beißens wird nachteilig beeinflusst. Das kann dazu führen, dass das Kind später festere Nahrung wie Gemüse und Obst ablehnt."

Das Füttern mit dem Löffel und das Essen aus der Hand biete dagegen den Eltern eine hervorragende Gelegenheit zur Kommunikation, für das gegenseitige Zuhören und für das Sprechen mit dem Kind. Das Kind beobachtet und lernt dabei, was Eltern und Geschwister essen und wird so zum Probieren angeregt.

Die Stiftung Kindergesundheit rät deshalb ausdrücklich vom Verzehr pürierter Beikostprodukte aus Quetschbeuteln ab. Beikost sollte mit dem Löffel oder durch die Hand des Kindes zugeführt und nicht aus einem Plastikbeutel gesaugt werden.

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