Transkranielle Therapie: Licht aus dem Kopfhörer
Lichttherapie als Behandlung von Herbst-Winterdepression ist längst wissenschaftlich anerkannt und erprobt. Allerdings mit einer Lichtlampe über die Augen. Ein neuer Ansatz geht völlig andere Wege. Zwischen 2008 und 2010 fanden Forscher an der Universität von Oulu, Finnland, heraus, dass zusätzlich zu den Augen auch Bereiche des menschlichen Gehirns lichtempfindlich sind (siehe Grafik).
Es klingt so einfach wie kurios: Leuchtet man Menschen ins Ohr, wird dadurch ihre Gehirnfunktion stimuliert. Eine weitere Studie des finnischen Forscherteams wurde 2012 in der Fachzeitschrift „World Journal of Neuroscience“ veröffentlicht. Bei dieser wurden den Probanden die Augen verbunden: Das Licht sollte nur durch das Ohr auf das Hirn einwirken können.
Bei dem placebo-kontrollierten Versuch an 51 gesunden Testpersonen konnten die Forscher Beweise für einen Einfluss des Lichts auf die Gehirnfunktionen sammeln.
Diese Empfindlichkeit ist laut Studie bedingt durch die Fotorezeptor-Proteine im Gehirn, die denen der Augen ähneln. „Die Forschungsergebnisse bestätigen, dass es möglich ist, mit Licht die Gehirnfunktionen zu beeinflussen, wenn das Licht durch das Ohr direkt zum Gehirn geleitet wird,“ sagt der an der Studie beteiligte Forscher Tuomo Starck.
Eine finnische Firma hat, basierend auf diesen Forschungen, ein sogenanntes transkraniales Lichttherapie-Gerät entwickelt (de.humancharger.com). Das Gerät sieht aus wie ein MP3-Player und sendet das Licht mittels Kopfhörer ins Gehirn.
Experten stehen der neuen Lichttherapie allerdings noch skeptisch gegenüber. „Wegen des Fehlens hochwertiger, großer Studien kann ich keine Empfehlung für das Verfahren aussprechen“, sagt etwa die Psychiaterin Edda Winkler-Pjrek.
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