Oxytocin als Arznei im Kreißsaal: Vorräte werden knapp

The Strongest Connection
Zwei Gesetzesentwürfe sollen künftig Lieferengpässe bei Medikamenten verhindern.

Geht es nach deutschen Medien, droht bei Geburten derzeit Lebensgefahr: Durch Lieferengpässe beim Arzneimittel Oxytocin sollen Kreißsäle faktisch nicht mehr betrieben werden können. Das körpereigene Hormon sei für Ärzte und Hebammen unverzichtbar – damit werden Wehen gesteuert und bei starken Blutungen nach der Geburt hilft Oxytocin, die Blutgefäße zusammenzuziehen und die Blutungen zu stoppen.

Auch Österreich betroffen

Auch in Österreich bestätigt die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) Engpässe – "sowohl Apotheker als auch der Großhandel melden, dass sie nur mehr eingeschränkt liefern können", erklärt Christoph Baumgärtel von der AGES Medizinmarktaufsicht. "Wir sind derzeit dabei, Alternativen zu bewerten. Glücklich macht uns die Situation nicht, da keine rechtzeitige Information seitens des Zulassungsinhabers erfolgt ist."

Grundsätzlich gibt es in Österreich nur ein freiwilliges Meldesystem für Medikamenten-Engpässe. „Dieses Messer ist aber leider nicht sehr scharf“, sagt Baumgärtel. Dazu kommen Herausforderungen mit dem grenzüberschreitenden Warenverkehr: "Sobald ein europäisches Land einen Engpass hat, versucht man das Medikament von anderen Ländern abzuziehen. Es ist daher zu befürchten, dass Deutschland aus Österreich Waren abzieht."

Deshalb bemüht sich die AGES um zwei gesetzliche Maßnahmen, um solche Fälle künftig zu vermeiden: Zum einen wird eine Meldepflicht für Medikamenten-Engpässe angestrebt. "Das sollte heuer noch realisiert werden. Sobald Knappheit droht, denken wir außerdem ein Export-Verbot durch die Ministerin an."

Keine Gefahr

Angesichts der aktuellen Situation gibt der Gynäkologe Herbert Kiss von der MedUni Wien jedenfalls Entwarnung: "Es handelt sich um ein Standardmedikament, das seit vielen Jahren verwendet wird. Wenn kein Oxytocin verfügbar ist, gibt es aber genug Alternativmedikamente." Vorerst behilft man sich im Wiener AKH mit dem grenzüberschreitenden Warenverkehr: Nächste Woche soll Nachschub aus Großbritannien kommen.

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