Herzinfarkt: Wer immer aktiv war, hat höhere Überlebenschance

Herzinfarkt: Wer immer aktiv war, hat höhere Überlebenschance
Die Bedeutung der Prävention wird oft unterschätzt. Ein Kardiologe erklärt, worauf es ankommt.

"Das Ziel muss sein, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung gar nicht erst zu bekommen. Und wenn doch eine auftritt, sie frühestmöglich kompetent zu behandeln", sagt dre Kardiologe Johann Altenberger, Ärztlicher Leiter der Sonderkrankenanstalt Rehabilitationszentrum Großgmain für Herz-Kreislauf- und neurologische Erkrankungen der Pensionsversicherungsanstalt.

Welche Bedeutung hat Prävention zur Verhinderung eines Herzinfarkts?

Atherosklerotische Veränderungen an den Gefäßen lassen sich in 9 von 10 Fällen auf Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Übergewicht zurückführen. Laut Weltgesundheitsorganisation könnten 40 bis 50 % aller Herzinfarkte und Schlaganfälle durch Prävention verhindert werden – das betrifft sowohl erstmals auftretende als auch Folgeereignisse.

Herzinfarkt: Wer immer aktiv war, hat höhere Überlebenschance

Kardiologe Johann Altenberger leitet das Reha-Zentrum Großgmain in Salzburg.

Welche Rolle als Risikofaktor spielt Stress?

Psychosozialer Stress – sei es im Beruf, von der täglichen Belastung bis zu Sorgen um die Existenz, oder auch im privaten Bereich – ist ein eigenständiger Risikofaktor, der oft zu wenig beachtet wird. Aber auch hier spielen Bewegung und Sport in der Vorbeugung eine große Rolle, weil es dadurch auch positive Effekte auf die Psyche gibt.

Verbessert gesunder Lebensstil auch die Chancen bei einem Infarkt?

Auf dem Europäischen Kardiologenkongress in Paris wurde kürzlich eine Studie mit Daten von fast 845.000 Patienten vorgestellt: Sie zeigte eindeutig, dass Menschen, die sich regelmäßig körperlich betätigen, beim Auftreten eines Infarkts ein geringeres Sterberisiko haben. Bewegung reduziert also nicht nur generell das Infarktrisiko, sondern erhöht auch die Überlebenschancen, falls es zu einem solchen kommt.

Wie steht es um das Blutdruck- und Cholesterinbewusstsein?

Zur Prävention gehört auch, dass man seine persönlichen Werte kennt: Blutdruck, Cholesterin- und Blutzucker. Viel zu oft bleiben sie lange unentdeckt und unbehandelt.

Heißt Behandlung sofort Medikamente?

Nein. An erster Stelle steht immer die Änderung des Lebensstils. Das LDL-Cholesterin sollte bei Gesunden maximal 130 Milligramm pro Deziliter Blut betragen. Bei erhöhten Werten sind die ersten Maßnahmen Gewichtsabnahme, Ernährungsumstellung, mehr Bewegung. Erst wenn nach drei Monaten der LDL-Wert trotzdem über 190 mg/dl liegt, ist ein Cholesterinsenker notwendig. Bei Hochrisikopatienten, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatten, versucht man das LDL-Cholesterin heute auf unter 55 mg/dl zu senken. Dadurch verbessert sich die langfristige Überlebensprognose.

Studien zeigen, dass nach einem Infarkt mit der Zeit viele bei der Medikamenteneinnahme nachlässig werden.

Damit erhöhen sie ihr Risiko eines neuerlichen Gefäßverschlusses. Nach einem Herzinfarkt senkt die tägliche Einnahme von niedrig dosiertem Aspirin die Sterblichkeit um rund 13 Prozent pro Jahr, Bluttfettsenker (Statine) senken sie um 25 Prozent. Die lebensverlängernde Wirkung von Betablockern und ACE-Hemmern ist ähnlich groß. Acht von 100 Patienten haben – ohne medikamentöse Therapie – innerhalb von zwei Jahren nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall ein zweites derartiges Ereignis. Wer hingegen die verordneten Medikamente regelmäßig einnimmt, senkt sein frühzeitiges Sterberisiko um 75 Prozent.

Sprechstunde: Prim. Priv.-Doz. Dr. Johann Altenberger am Telefon ( 01 / 526 57 60): Fr., 6. 12., 12.30 - 13.30 Uhr;

Anfragen per eMail: gesundheitscoach@kurier.at

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