Frau erblindet, weil sie Kontaktlinsen beim Duschen trug

Frau erblindet, weil sie Kontaktlinsen beim Duschen trug
Viele Brillenträger schwören auf die praktischen Sehhilfen. Bei einer Britin hinterließen sie bleibende Schäden am Auge.

Sie sind etwa fingerkuppengroß, durchsichtig und bestehen aus gewölbtem Kunststoff: Kontaktlinsen werden als Alternative zur Brille immer beliebter. Vor allem beim Sport schwören viele Brillenträger auf die Sehhilfe, die direkt ins Auge eingesetzt wird.

Für eine Britin hatte eine Gewohnheit beim Tragen der Kontaktlinsen gravierende Folgen. Weil die 41-Jährige die Sehhilfen beim Schwimmen und Duschen nicht entfernte, entwickelte sich bei ihr eine seltene Augeninfektion, die sie auf einem Auge fast vollständig erblinden ließ.

Das berichtet unter anderem die Washington Post unter Berufung auf einen aktuellen Fachbericht im New England Journal of Medicine.

Die Britin suchte demnach einen Arzt auf, nachdem sie monatelang auf ihrem linken Auge verschwommen gesehen und Schmerzen verspürt hatte. Auch auf Licht hatte sie zusehends empfindlicher reagiert.

Dem behandelnden Arzt schilderte sie, dass sie weiche Tageslinsen (werden nur für einen Tag getragen und anschließend weggeworfen) getragen und diese auch beim Schwimmen und Duschen nicht herausgenommen hatte.

Diagnose: Acanthamoeba-Keratitis

Untersuchungen am Auge der Frau ergaben, dass ihr Sehvermögen auf diesem bereits stark eingeschränkt war. Das rechte Auge war vom Sehverlust nicht betroffen. Die Hornhaut (der glasklare, von Tränenflüssigkeit benetzte, gewölbte vordere Teil der äußeren Augenhaut) war zudem stark eingetrübt.

Proben vom Auge der Frau wurden schließlich positiv auf Acanthamoeba-Keratitis getestet. Dabei handelt es sich um eine seltene Augeninfektion, die verheerende Folgen haben kann, etwa den Verlust eines Auges oder dauerhafte Blindheit, wie Lanxing Fu, mit dem Fall betrauter Arzt vom Manchester Royal Eye Hospital und Autor des Fallberichts, schreibt.

Eine Infektion mit Acanthamoeba-Keratitis könne durch Augenverletzungen, Kontakt mit kontaminiertem Wasser oder schlechte Hygiene bei der Augenpflege, Stichwort Kontaktlinsen, erfolgen.

Laut der Bundesbehörde des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums (Centres for Disease Control and Prevention) kommen Akanthamöben überall im Seewasser, Schlamm und der Erde vor. Auch in Schwimmbädern, Whirlpools oder im Trinkwasser seien die Organismen nachweisbar.

Kontaktlinsenträger können sich demnach mit den Erregern infizieren, wenn sie die Sehhilfen (Mehrweg-Kontaktlinsen) nicht ordnungsgemäß reinigen oder – wie im Falle der betroffenen Britin – beim Duschen oder schwimmen tragen.

Laut dem deutschen Bundesinstitut für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten erfolgt die Infektion meist indirekt über kontaminierte Kontaktlinsenbehälter und Pflegemittel bzw. infolge kontaminierter Kontaktlinsen, "selten direkt durch kontaminiertes Wasser". "Der zuletzt genannte Infektionsweg spielt hauptsächlich dann eine Rolle, wenn kontaminiertes Wasser zum Auswaschen/Spülen der Augen verwendet wird", heißt es auf der Website des Bundesinstituts.

Ist die Hornhaut verletzt (oder weist, wie bei Kontaktlinsenträgern häufig, Mikroläsionen, also winzig kleine Verletzungen, auf) können Akanthamöben tief in die Hornhaut eindringen und so schwere Infektionen verursachen

Erst kürzlich war ein Brite an Acanthamoeba-Keratitis erkrankt, nachdem er ebenfalls Kontaktlinsen beim Duschen getragen hatte. Auch er erblindete auf einem Auge.

Medikamente und OP

Die 41-jährige Britin wurde nach der Diagnose am Auge entsprechend medikamentös behandelt, trug jedoch aufgrund der vernarbten Hornhaut eine erhebliche Einschränkung des Sehvermögens davon.

Ein Jahr nach dem Vorfall unterzog sie sich einer Teiltransplantation der Hornhaut, bei der ein Teil des beschädigten Gewebes durch gesundes ersetzt wurde. Nach der Operation verbesserte sich ihr Sehvermögen am linken Auge leicht. Die Patientin ist zudem schmerzfrei.

Wie man Kontaktlinsen richtig pflegt, lesen Sie hier:

Kommentare