Brauchen wir 75 Minuten Mittagspause?

So ist es richtig: Alle ein bis zwei Stunden die Beine hochlagern.
Nach einer Empfehlung für britische Schulkinder wird jetzt auch über die Pausenlänge für Erwachsene diskutiert.

Wie lange soll eine Mittagspause sein? Darüber ist jetzt in Großbritannien eine große Diskussion entflammt. Ausgangspunkt war ein Bericht von britischer Parlamentarier aus allen Parteien: Sie empfehlen für Schulkinder eine 75-minütige Mittagspause. Das würde Gesundheit und Wohlbefinden der Kinder fördern. Auch ihre Konzentration und sozialen Fähigkeiten würden dadurch gefördert. In der Regel sind in Ganztagsschulen – auch in ÖsterreichMittagspausen rund 50 bis 60 Minuten lang.

Und wie ist das bei Erwachsenen? Brauchen diese auch eine 75-minütige Mittagspause? Diese Frage wirft etwa die britische Tageszeitung The Guardian auf. Denn die Anzahl der Menschen, die zu Mittag eine Pause machen, scheine rückläufig zu sein. Und wenn, dann würde oft nur ein Sandwich am Bürotisch gegessen – oder es gebe zu Mittag ein „working lunch“ – die „unheilige Mischung“ von Meeting und Mittagessen.

Doch eine wissenschaftliche Empfehlung für eine 75-minütige Pause bei Erwachsenen gibt es nicht – entscheidend ist, dass überhaupt Arbeitspausen gemacht werden. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass dadurch Menschen produktiver werden, weniger gestresst sind, das Burn-out-Risiko sinkt und die Schlafqualität sich verbessert.

Der Erholungsforscher Gerhard Blasche vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien plädiert seit langem dafür, alle zwei Stunden eine kurze Pause zu machen. Besser seien kürzere, dafür aber häufigere Pausen. Ideal wären fünf bis zehn Minuten Pause nach ein bis zwei Stunden Arbeit.

Einige Minuten reichen

Das zeigt auch eine britische Studie von Büroangestellten an Computerarbeitsplätzen: Lediglich wenige Minuten Pause alle 20 bis 40 Minuten senkten ganz deutlich Verspannungen und Schmerzen im Nacken und in den Schultern. Eine andere Untersuchung ergab: Bankangestellte, die ihre Mittagspause gemeinsam verbrachten, waren insgesamt produktiver. Informelle soziale Netzwerke in der Firma konnten besser aufgebaut werden.

Für Pausen sollte man auch nicht warten, bis man vor Erschöpfung nicht mehr kann, betont Blasche. Denn dann sei es eigentlich schon zu spät. Vielmehr sollten Pausen nach Abschluss einer Arbeit oder spätestens bei ersten Ermüdungszeichen gehalten werden.

Generell neige der Mensch in unserer leistungsorientierten Gesellschaft eher dazu, sich zu verausgaben, daher müssten die Unternehmen darauf achten, dass die ArbeitnehmerInnen Pausen einlegen und dazu anregen, diese auch wirklich zu nutzen. Wobei Forscher auch eines betonen: „Social-Media-Pausen“, wo man am Arbeitsplatz sitzt und lediglich sein Facebook- oder Instagramm-Profil checkt, haben keinen Erholungswert.

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