Witzigmanns Lieblingshütten

Witzigmanns Lieblingshütten
Vom (ungenießbaren) Hahnenkamm, von Goldmedaillen, Stubenmusi und Rollgerstl, von Käsekesselbädern und Wirtinnenbusserln.

Wie fast jedes Jahr stehe ich dieses Wochenende beim Hahnenkammrennen im Zieleinlauf der Kitzbüheler Streif und werde die Skiprofis nach Leibeskräften anfeuern. Zwischendurch lasse ich mich auf der Jagawurz verwöhnen, der Skihütte meines Freunds Mike Zardini. Der zaubert mit seiner Köchin Bruni eine Rollgerstlsuppe, die eine Goldmedaille verdient hätte. Dazu liebe Freunde, Stubenmusik, ein Schnapserl und ich bin selig. Es muss nicht immer Sterneküche sein. Die Qualität muss stimmen. Da halte ich es mit dem irischen Schriftsteller Oscar Wilde:
"Mit dem guten Geschmack ist es ganz einfach: Man nehme von allem nur das Beste."  Es wird zwar oft geschimpft über das Essen auf den Skihütten, aber auch hier findet ein Umdenken statt. Regionalität und Saisonalität sind in den Bergen keine Fremdworte mehr. Aufgewachsen in Bad Gastein, habe ich die Hüttenkultur mit der Muttermilch aufgesogen. So oft wie möglich habe ich einen Einkehrschwung bei meinem Onkel Hans Ölschützer auf der "Öli-Hütte" gemacht, die später mein Cousin Walter übernommen hat. Legendär waren die "Hüttenolympiaden", eine Kombination aus Geschicklichkeitsspielen und sportlichen Wettbewerben. Wer vor fünf Uhr ins Bett ging, bekam Minuspunkte. Gebadet wurde  am nächsten Tag im Käsekessel und zur Stärkung  gab’s eine Gulaschsuppe. Ich mochte die Stimmung auf der "Öli-Hütte" so gerne, dass ich als Jungkoch sogar einmal eine ganze Woche dort am Herd gestanden bin, weil einer Gesellschaft der Koch ausgefallen war. Diese Zeit hat mich zu meinem Pfannengröstl (Buchweizenspätzle mit Sauerrahm, geräuchertes Wammerl, Wirsing, Kartoffeln, Scamorza) inspiriert, genau wie zu meinem Kastanienschmarrn mit Apfel in Grenadinesirup. Übrigens – wissen Sie, was mein liebstes Hüttendessert ist? Ein Bussl von der feschen Wirtin!

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