Witzigmann weiß, was gut ist
Vor Kurzem hatte ich die Ehre, an einer exklusiven Weinprobe im China Club Berlin (Hotel Adlon, Berlin) teilzunehmen. Serviert wurden die vielversprechendsten Jahrgänge (von 1899 an) des süßen Ausnahmetropfens "Château d’Yquem". Unter dem Dutzend sonst so eloquenter Weinkenner – darunter meine Kollegen Karlheinz Hauser (Süllberg, Hamburg) und Otto Koch (Restaurant 181, München) – herrschte andächtige Stimmung. So eine Raritätenprobe ist schließlich keine Spaßveranstaltung. Vielmehr gleicht sie einer Zeitreise in die Vergangenheit. Überraschend präsentiert haben sich die nicht so bekannten Jahrgänge wie der 1954er, den ich mit 99 von 100 möglichen Punkten bewertet habe. Ein "Käpt’n Kork" war dabei, aber das gehört nun mal dazu.
Ich hatte mehrmals das unverschämte Glück, einer Yquem-Weinprobe beiwohnen zu dürfen. Unvergessen sind mir vor allem die, die der passionierte Weinsammler Hardy Rodenstock in meinem damaligen Restaurant Aubergine organisiert hat. Dabei bestand für mich die
Herausforderung darin, mich in die geschichtsträchtigen Elixiere einzufühlen und mir dazu ein korrespondierendes Menü auszudenken. Besonders großen Anklang fanden meine Salzburger Nockerln. Ganz hervorragend zu diesem Rolls Royce unter den Weißweinen passen auch Gänseleber, Bries in Yquem-Sauce, Jakobsmuscheln (zum Beispiel mit Safran-Birnen-Gelee), Krustentiere, zartes Geflügel (Canard à l’Orange) oder Blauschimmelkäse wie Roquefort oder Bleu d’Auvergne.
Wenn man bedenkt, welche Preise Yquem-Weine regelmäßig auf Versteigerungen bei Christie’s & Co erzielen (50.000 Dollar sind keine Seltenheit), kann man verstehen, warum Prominente wie Franz Beckenbauer in den goldenen Tropfen vor allem eine Wertanlage sehen. Leider werde ich mir diesen Luxus nie leisten können. Dafür habe ich die Hoffnung, einmal zu einer Weinprobe eingeladen zu sein, auf der ich önologisch in die Zukunft reisen kann.
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