Wie viele Führer braucht das Land?

Wie viele Führer braucht das Land?
Zuerst waren die Restaurants, dann die Restaurantführer. Oder war's umgekehrt? Mittlerweile gibt es immer mehr davon. Zur Jahreswende haben sie Hochkonjunktur.

Vor kurzem wurde übrigens der BÖG Restaurantführer präsentiert. Für alle Nichtinsider: der Name BÖG steht für "Beste österreichische Gastlichkeit". Auch sonst ist das Ganze überaus Österreichisch. Eine Menge Vorworte von allerlei Ministern und Obfraumännern, ein paar graumelierte Ehrenmitglieder. Österreich, das Land der Ehrenmitglieder und Professoren. Früher ein Schulterklopfverein des Mittelmaßes, hat er sich unter seinem neuen Präsidenten, dem in Österreich gänzlich unbekannten Toni Mörwald, doch immerhin zu einem der Qualitätssteigerung gewidmeten Werk entwickelt. Und schön rot ist er auch. Das tröstet auf den ersten Blick zumindest die österreichischen Wirten über den Verlust des roten Guide Michelin hinweg, der letztes Jahr von uns gegangen ist.

Schluchz, Heul, Zitter.

Wie viele Führer braucht das Land?

Den österreichischen Käufern war der Michelin egal, woraufhin dem Michelin Österreich egal wurde. Für die Köche allerdings, die auf ihren weißen Jacken viel Platz haben für Orden, Sterne und dergleichen und die ohne Hauben nur ungern ihren Platz am Herd verlassen, um vor den Gästen - oder noch lieber: den Kollegen - zu defilieren, brach eine kleine Welt - ihre kleine Welt - zusammen. Auch heute noch stehen auf den Homepages der besseren Restaurants die zuletzt 2009 verliehenen Michelinsterne, um damit Gäste zu werben. Eigentlich hat der Michelin das verboten. Aber ihm ist Österreich so egal, dass er sich nicht die Mühe macht, die Einhaltung der Regeln zu klagen. Der rote Michelin testet nur noch Wien und Salzburg. Schaust du auf die Seite viamichelin.com, siehst du ein Europa voller roter Fähnchen (die ausgezeichneten Restaurants) und mittendrin ein weißes Feld - Österreich. Für Silvio Nickol, mit zwei Sternen und drei Hauben ausgezeichnet, war das Nichterscheinen des Führers vielleicht ein Grund, nach Wien ins Coburg zu wechseln. Im Ausland, vornehmlich in Deutschland und Frankreich zittern alle Köche vor dem Michelin wie eine wabbelige Panna Cotta.

Jedes Dorf ein Führer.

In Österreich hingegen gehört es zum guten Ton jedes Verlags und jedes zweiten Gourmetschreibers, einen eigenen Restaurantguideherauszubringen. Es gibt Wirtshausführer, vegetarische Führer, Billigesserführer, Beislführer, Salzkammergutführer und Wienführer. Wir warten noch auf den Würstelstandführer und den Guide für Schneckenrestaurants, wir fragen uns, wann es endlich den Leitfaden für alle Freunde des Majonnaiseeis gibt und den für Fürstenfeld und Umgebung.

Welcher Guide passt zu mir?

Nun also der BÖG. In diesem Buch steht, was wir schon aus anderen Führern kennen. Auch die Fotos kommen dem Afficionado bekannt vor. Außenansichten, Innenansichten. Fotos in Restaurantführern sind selten Kunstwerke. Oft stimmt das Licht nicht, Personen sind aus rechtlichen Gründen fast nie zu sehen. Eine einheitliche Stilistik bleibt ein frommer Wunsch. Und das bringt den Esser und Leser auf die Frage: wie soll ich diese nützlichen Führer alle in meinen Sakko- oder Freitagstaschen unterbringen? Es sind nämlich gefühlte mehrere Dutzend. Und diese Frage bringt ihn auf die nächste Frage: Brauche ich die alle wirklich? Und dann fragt er sich: welcher Restaurantfüher passt zu mir? Wie gut, dass es dafür den Restaurantführerfüher des Kurier.at gibt. Den Restaurantführerführer aller Restaurantführer.

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