Wie der Riesling in die Steiermark kam

Wie der Riesling in die Steiermark kam
Kitzeck ist nicht nur der höchst gelegene Weinbauort Europas. Weinkenner wissen längst, dass es hier ein Spezifikum zu entdecken gibt: Das Schiefergestein lässt hier die besten Rieslinge des Landes gedeihen.

Manche Hänge sind von einer Steilheit, dass selbst die legendäre Streifabfahrt vor Neid erblassen würde, wenn sie es könnte. Ein Gefälle von 55 Grad ist in den Kitzecker Weinhängen keine Seltenheit. Diese Einzigartigkeit ist ein topografisches Relikt aus der Zeit, als die Südsteiermark noch ein Meer war. Vor 12 Millionen Jahren zog sich das Meer aus der Südsteiermark zurück. Da, wo heute Gamlitz, Spielfeld und Ehrenhausen sind, war das Meerwasser. Die Kitzecker Hänge waren umspült von Meereswogen und bildeten die Steilküste, die von 60 Millionen Jahren altem, kargen Schiefer- und Urgestein geprägt sind.

Das ist auch der Grund, warum sich hier auf diesem kleinen Gebiet eine Rebe besonders wohl fühlt, die so gar nicht mit der Südsteiermark assoziiert wird. Ja, natürlich gibt es den Klassiker Sauvignon blanc hier ebenso wie den Muskateller oder den Welschriesling. Aber was nur ganz wenige wissen – in Kitzeck wächst auch die Rebsorte Riesling.

Jawohl, in der Südsteiermark und nicht nur in der Wachau oder an der deutschen Mosel. Die Rebsorte Riesling ist bekanntlich eine Zicke, die nur unter besten geologischen und klimatischen Bedingungen bereit ist, ihr Bestes zu geben. Mithalten können die Kitzecker Rieslinge hingegen locker mit der großen Konkurrenz von der Donau oder aus Deutschland.

Einer der ersten Weinbauern (in der Südsteiermark sieht man sich nicht als Winzer), der diese Kitzecker Spezialität zu einem Bestseller im Weinkeller formte, war Gerhard Wohlmuth, der mittlerweile gemeinsam mit seinem Sohn das Weingut führt. „Der Schieferboden verleiht dem Riesling eine Mineralität und straffen Körper“, erklärt Wohlmuth junior. Von der Stilistik erinnern die Rieslinge aus dem Sausal punkto Mineralität mehr an die deutschen Rieslingregionen Rheingau und Mosel als an die Wachau.

„Durch die Steilheit leben wir in einer stetigen Erosion. Das Kitzecker Gestein gehört zu den ältesten. Der Schwarzschiefer ist meist mit Quarz durchzogen“, erklärt Wohlmut.

3 Tipps: Trinken in der Südsteiermark

Wie der Riesling in die Steiermark kam

Kogel 3: Wer die besten Weine der Südsteiermark verkosten will, ist hier gut aufgehoben. Im  Kogel 3 genießt man bei blendender Aussicht, ins Glas kommen Insidertipps. Patron Oliver Drennig hat für trinkfreudige Weinkenner auch einige Spezialitäten aus Frankreich in seinem Weinkeller. kogel3.com

Wie der Riesling in die Steiermark kam

Aeijst: Sollte Ihr Gaumen nach einer hochprozentigen Abwechslung verlangen, dann sollten Sie die Gin-Brennerei Aeijst in St.Nikolai im Sausal besuchen.    Hier kann man Gin nicht nur verkosten, man erfährt auch, wie in der  400 Liter Kupferdistille edler  Gin  gebrannt wird. aeijst.at

Wie der Riesling in die Steiermark kam

Buschenschank Albert: Eines der ältesten Weingüter in der Südsteiermark.  Die Aussicht auf die Kitzecker Kirche ist ein Traum. Dem Weinbauer Christian Cramer sieht man seine Leidenschaft für gutes Essen nicht nur an, die Karte überzeugt auch mit einigen himmlischen Schmankerln. weingut-albert.at

Hier in Kitzeck gibt es die höchstgelegenen Einzellagen in der ganzen Südsteiermark mit 564 Meter Seehöhe. Die Höhe gepaart mit der Steilheit sind der Grund, dass hier zahlreiche Weingärten nicht wie üblich in der Südsteiermark senkrecht (in Falllinie), sondern in Terrassen (waagrecht) angelegt sind. Dass hier nur händisch gelesen werden kann, versteht jeder, der einmal zwischen den vertikal angelegten abschüssigen Rebzeilen gestanden ist. Anders wären die Weinhänge nicht bewirtschaftbar. Auch das unterscheidet das idyllische Örtchen Kitzeck zumindest optisch von der Konkurrenz in Gamlitz oder Leutschach. Die besondere Lage ermöglicht auch eine spätere Ernte. „Dadurch können die Weine eine hohe Reife erreichen und eine große Kraft entwickeln, die aber nicht zu opulent, sondern eher filigran ist“, charakterisiert Wohlmuth die Weine.

Das Weingut Wohlmuth, aber auch das Weingut Schauer (sie bauen auf 3,5 Hektar Riesling aus, ebenfalls aus Kitzeck), haben sich in den vergangenen Jahren zu den aufregendsten Riesling-Produzenten im Sausal gemausert.

Die beiden Schauer-Brüder Stefan und Bernhard haben den Riesling zu ihrem Steckenpferd gemacht. Bei nationalen und internationalen Verkostungen räumen die beiden Kitzecker Weingüter regelmäßig Top-Bewertungen ab. Gault&Millau hat das Weingut Schauer 2017 aufgrund ihres Rieslings zum Newcomer des Jahres gekürt.

Damit sollten auch die größten Skeptiker endlich davon überzeugt sein, dass auf den steilen Schieferhängen des Sausals hervorragende Riesling-Qualitäten möglich sind. „Wir sind jetzt am Punkt, wo es auch in den Köpfen der Weinliebhaber verankert ist, dass die Steiermark auch Riesling kann. Auf den Weinmessen wird mittlerweile schon nach dem Riesling gefragt, früher musste man die Weine zum Verkosten noch extra anbieten“, erzählt Wohlmuth über den steilen Erfolg des steirischen Rieslings.

Die Südsteiermark – 40 km von Graz und 33 km von Maribor entfernt – befindet sich im Bezirk Leibnitz. Mit einer Fläche von 2.563 ha weist die Region das größte zusammenhängende Weinbaugebiet der grünen Mark auf. Kulinarisch bietet die Südsteiermark 13 Haubenlokale, die landschaftliche Schönheit zeigt sich auf der Südsteirischen und der Sausaler Weinstraße.

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