Diese Konditorei bäckt noch so wie früher

Katharina Bernert-Lintner bestreicht eine Sachertorte
Trends kommen und gehen - die Zuckerbäckerin Katharina Bernert-Lintner sorgt dafür, dass die alten Traditionen der Wiener Konditorkunst nicht verloren gehen.

Behutsam zieht sie den Strudelteig zurecht – gerade so, dass er nicht reißt. Zart und blättrig muss er werden. Jetzt, im Herbst, gibt es Apfel- und Topfenstrudel, den Weichselstrudel macht sie nur im Sommer. Katharina Bernert-Lintner übernimmt demnächst die Café-Konditorei ihres Vaters. Seit 95 Jahren stellt die Familie hier Mehlspeisen nach Altwiener Tradition her.

"Es war immer klar, dass ich eines Tages in seine Fußstapfen trete. Ich hätte gerne einmal auf einem Schiff gearbeitet, aber es hat sich nie ergeben. Dafür habe ich über die Jahre zu schätzen gelernt, wie besonders unsere Mehlspeisen sind." Einen klassischen Bürojob könnte sich die 35-Jährige nicht vorstellen: "Hier in der Backstube kann ich mit den Händen arbeiten, ich bewege mich ständig und habe ein Endprodukt, das den Kunden ein Lächeln ins Gesicht zaubert."

Bis heute wird in der Café-Konditorei Lintner in Wien-Gersthof von der Dobostorte bis zu den Marzipanerdäpfeln alles nach alten Rezepten und von Hand gefertigt. Als Teil der "Wiener Kaffeehauskultur" wurde der Betrieb deshalb 2011 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.

Diese Konditorei bäckt noch so wie früher
Katharina Lindner, Konditorin

"Anfangs wollte ich noch viel verändern und Neues probieren", erinnert sich die Wienerin. "Doch Mode-Erscheinungen wie Cupcakes haben nichts mit österreichischer Kaffeehauskultur zu tun – solche Trends kommen und gehen. Wir haben ein ganz anderes Publikum. In den vergangenen Jahren kommen auch immer mehr Jungfamilien, die keine Lust mehr auf Mehlspeisen aus Massenproduktion haben, sondern Handgefertigtes mit Tradition schätzen."

Das Festhalten an der Tradition hat aber auch seine Nachteile‚ etwa jetzt in der kommenden Krapfen-Saison: "Die meisten Betriebe stellen ihre Krapfen maschinell her – das können wir nicht, denn die modernen Geräte können mit unseren Teigen nach altem Rezept nicht umgehen", erklärt die Zuckerbäckerin. Die Krapfenzeit ist in der Backstube daher vor allem für die Arme eine Herausforderung. "Das ist mein Fitnesstraining, mehr brauche ich nicht."

Ob ihr Töchterchen Lena eines Tages den Betrieb übernehmen wird? Die Zuckerbäckerin lacht auf: "Wer weiß, das soll sie selbst eines Tages einmal entscheiden." Vorerst wirbelt die Elfjährige nach der Schule durchs Lokal, genießt die Mehlspeisen der Mama und darf sich manchmal auch selbst an neuen Keks-Ideen versuchen.

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