Weinschule, Folge 3: Wagram
Im rund 2.800 Hektar großen
Weinbaugebiet Wagram - das als solches seit 2007 besteht - finden Weinliebhaber neben Weißweinen mit ganz eigenständiger Charakteristik auch gehaltvolle Rotweine, Eisweine von besonderer Qualität und ausgezeichneten Sekt. Der Name des homogenen Gebiets leitet sich von der mächtigen Geländestufe ab, die sich entlang des linken Donauufers flussabwärts von Krems auf 30 Kilometern Länge erstreckt - etwa 2.500 Hektar der Rebfläche umfasst dieser Teil. Die restlichen Weingärten befinden sich südlich der Donau, in der Großlage Klosterneuburg. Galt der Wagram zunächst als Geheimtipp, so hat sich das dynamische Weinbaugebiet mit seinen Winzern und Weinen mittlerweile zum fixen und zukunftsträchtigen Bestandteil der österreichischen Weinszene etabliert. Löss, einzigartige Südlagen und der Grüner Veltliner als Hauptrebsorte charakterisieren das Weinbaugebiet - auch der autochthone Rote Veltliner sorgt für "kostbare" Momente.
War der Wagram vor rund einem Jahrzehnt noch nahezu unbekannt, so ist er heute ein Weinbaugebiet mit eigener Identität. Dazu beigetragen hat nicht zuletzt seine Vorreiterrolle in Sachen naturnahem und biologischem Weinbau - bereits 1990 wurde die Region mit dem Umweltzeichen des Landes Niederösterreich ausgezeichnet. Toni Söllner ist beispielsweise einer jener Winzer, die von den Gegebenheiten der Natur ausgehend einen ganz eigenen unkonventionellen Zugang zum Weinbau gefunden haben - der Rebstock ist heute mehr Mittel zum Zweck. Und auch die Heurigenkultur im Teil südlich der Donau trägt zur eigenständigen Identität der Weinbauregion Wagram bei. Sie kann als Symbiose zwischen Weinbau und Tourismus verstanden werden, bei der das Erlebnis Wein in jedem Glas zur Geltung kommt.
Wie der Name bereits erahnen lässt, prägt der Wagram das Weinbaugebiet. Die markante Geländestufe, die sich zwischen Krems und Klosterneuburg erstreckt, gilt als Erkennungszeichen. Mit seiner bis zu 20 Meter dicken Löss-Schicht ist der Wagram für Österreich einzigartig. Durch die geologische und klimatische Einheitlichkeit kann der Wagram als idealtypisches Weinbaugebiet bezeichnet werden. Der durch den Löss mit Fossilien und Mineralien angereicherte Boden schafft Weine mit eigenständiger Charakteristik. Ähnlich wie im Kamptal, wird das Wagramer Kleinklima ebenfalls von pannonischen Strömungen beeinflusst. Sehr warme, trockene Sonnentage stehen hier im Gegensatz zu eher kühl gelagerten Nächten.
Mit seinen 2.800 Hektar Rebfläche kann das Weibaugebiet Wagram als homogen und kompakt beschrieben werden. Die wichtigsten Lagen werden im Folgenden kurz beschrieben.
In bzw. um Feuersbrunn sind die zwei Lagen Rosenberg und Spiegel von Bedeutung. Der Rosenberg ist nach Süden ausgerichtet. Die Kessellage punktet durch mächtige Lössauflage, die im Norden in Tertiärschotter übergeht. Der angrenzende Wald sorgt für kühlen Einfluss - es gedeihen Grüner
Veltliner, Riesling und Sauvignon Blanc. Am Spiegel findet man weniger Löss, dafür mehr Schotter und daher mineralische Weine mit mehr Frische.
In Fels am Wagram gedeihen in der Lage Brunnthal auf sehr kalkhaltigem Löss außerordentlich mineralische Weine. Die Lage Scheiben zeichnet sich durch kraftvolle und opulente Weine aus.
Am Gösinger Fumberg gedeihen durch optimale Sonneneinstrahlung auf den Terrassen in Südlage stoffige und elegante Weine. Weitere Lagen sind hier Essenthal und Welfel.
In Großriedenthal sind die beiden Lagen Wadenthal und Hinterberg zu nennen. Erstere ist eine in Richtung Süden geöffnete Kessellage mit ineinander verschachtelten Terrassen. Das Mikroklima mit besonderer Temperaturspeicherung macht die Weine kompakt und vollmundig. Die Lage Hinterberg kommt mit ihren Sandstein-Konglomeratsböden, wenig Löss und hohem Kalkanteil besonders den Burgundersorten entgegen.
Der Schlossberg (Kirchberg/Oberstockstall) gilt als Paradelage für Grünen Veltliner, der dort sein volles Potenzial entfaltet - ebenso wie in den Königsbrunner Lagen Bromberg und Hochrain.
Der Hohenberg und der Schafberg bei Großweikersdorf sind die höchsten Lagen der Region. Roter Schotter, von Löss durchzogen, und kühlere Temperaturen sorgen für Weine mit fruchtig-mineralischem Charakter.
Die absolute Südlage Steinberg ist windgeschützt und durch heiße Temperaturen gekennzeichnet. Hier fühlen sich die Rebsorten Grüner und Roter Veltliner besonders wohl.
Das Zusammenwirken der Bodenbeschaffenheiten - Löss und kalkhaltige Untergründe - und der klimatischen Bedingungen sorgen am Wagram für ein breites Spektrum an fruchtbetonten, eleganten Weinen mit dem "gewissen Etwas". Das Terroir kommt vor allem der Wagramer Hauptrebsorte, dem Grünen Veltliner, sehr entgegen, der am Löss einen ganz eigenständigen Charakter entwickelt. Generell steht der Wagram für Facettenreichtum: Neben Weißweinen mit ausgeprägter Gebietsstilistik findet man am Wagram genauso gehaltvolle Rotweine - großteils Blauer Zweigelt und Blauburgunder -, Süßweine (speziell qualitativ hochwertige Eisweine) und hervorragenden Sekt. Als Besonderheit im Rebsorten- bzw. Weinangebot kann der autochthone Rote Veltliner gesehen werden, der am Wagram optimale Bedingungen vorfindet. Aus der vermutlich sehr alten Rebsorte werden sehr feine, teilweise filigrane und in ihrer Aromatik schwer zu beschreibende, komplexe Weine gekeltert. Eine hohe Lagerungsfähigkeit und eine kräftige Säure zeichnen sie ebenfalls aus. Anzumerken ist aber, dass der Rote Veltliner nicht zu den einfachsten Rebsorten zählt. Er stellt hohe Ansprüche an die Lage, reagiert sehr sensibel auf Frost und ist sehr empfindlich gegen Pilzkrankheiten - eine Herausforderung für jeden Winzer.
Dieses breite Spektrum ist auch in der Gebietsvinothek "Weritas" vertreten, die 2009 ihre Pforten öffnete. In der Vinothek in Kirchberg am Wagram werden 50 Top-Winzer der Region vorgestellt - neben Klassikern führt Betreiber und Sommelier
Gerhard Hintermayer die Gäste auch gerne auf Neuland und stellt ihnen aufstrebende Geheimtipps vor. Abgesehen von den vinophilen Highlights kann die Vinothek auch als Meilenstein in der österreichischen Weinarchitektur bezeichnet werden. Das renommierte Architekturbüro gernergernerplus, das auch für das Weingut Hillinger verantwortlich zeichnet, schuf mit diesem, durch klare Linien gekennzeichneten Bau, ein modernes Wahrzeichen für die gesamte Weinbauregion.
In der Großlage Klosterneuburg wird ebenfalls ein weites weinbauliches Spektrum abgedeckt: Neben beschaulichen Buschenschenken mit historischer Heurigen-Tradition finden Weinliebhaber hier traditionsreiche Betriebe von stattlicher Größe, Sektkellereien und die erste und älteste Weinbauschule der Welt, die Höhere Bundeslehranstalt für Wein- und Obstbau, die heute als renommierte Ausbildungsstätte des österreichischen Winzernachwuchses wesentlich zur Weiterentwicklung der heimischen Weinszene beiträgt.
Vier ausgesuchte Winzer und ihre Weine werden Ihnen in der dritten Folge der Weinschule vorgestellt: Johann Ecker vom Weingut Eckhof in Mitterstockstall präsentiert einen Roten Veltliner, Franz Leth aus Fels am Wagram einen Sauvignon Blanc Klassik, Anton Bauer aus Feuersbrunn schenkt einen Riesling aus der Riede Berg ein, und Bio-Winzer
Toni Söllner aus Gösing stellt einen Grünen Veltliner Wogenrain vor.
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