Wein statt Rum: Kubas erste Sommelière
Martha Beatriz Senan ist stolz darauf, als Weinexpertin in Kuba eine Männerdomäne geknackt zu haben. Sie ist die erste Frau der Insel, die als Sommeliere arbeitet – nunmehr seit fast 25 Jahren.
Erinnert sich die 62-Jährige an den gestorbenen kubanischen Ex-Präsidenten Fidel Castro, wird sie emotional: "Ich habe Fidel nie mit einem Glas Rum oder Bier gesehen. Beim Essen trank er immer Wein, vor allem aus Spanien."
Die Anfänge ihrer Karriere reichen zurück in die Zeit der Not: Nachdem die Sowjetunion zerbrochen war, verlor Kuba seinen wichtigsten sozialistischen Alliierten und litt in den 1990ern unter einer Wirtschaftskrise. Von heute auf morgen verlor das Land 80 Prozent seines Außenhandels und musste sich auf den internationalen Tourismus einstellen, um Devisen zu erhalten.
Mit den spanischen Hotels erreichten auch die Bodegas die Insel – Weinkeller. Senan war immer im Gastgewerbe tätig und besuchte dem Trend folgend einen Sommelier-Kurs. Mit ihr begannen vier Frauen, doch sie schloss als einzige die Ausbildung ab. "Ich ziehe Dinge durch", so Senan. Eine große Herausforderung in einem tropischen Land ohne Weinanbaugebiete, in dem Rum die nationale Identität prägt. Als Sommelier schwimmt sie gegen den Strom – umso mehr als Frau.
Inzwischen ist sie sehr erfolgreich. Senan hat viele ausländische Gäste beraten, die einen feinen Gaumen für Tropfen wie den spanischen Vega Sicilia oder französischen Chateau Lafite Perignon mitbringen. Und auch wenn Kuba selbst kein typisches Weinland ist: "Das Interesse unter Jugendlichen am Wein steigt", sagt Senan zuversichtlich.
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