Sekt-Test: Bis es knallt

Sekt-Test: Bis es knallt
Guter Sprudel muss nicht teuer sein: prickelnde Test-Ergebnisse für einen fröhlichen Jahresausklang. Und ein Rosé-Sekt-Test der KURIER-Lebensart-Redaktion. Plus Video!

Nicht, dass wir nicht das ganze Jahr über immer wieder Gründe finden würden, die Korken knallen zu lassen - Geburtstage, Sommerfeste, Jubiläen. Am häufigsten wird trotzdem noch in der Zeit rund um Weihnachten und natürlich zu Silvester gefeiert. Und jedes Mal gehört hier Sekt zum Anstoßen wie das Feuerwerk zum Jahreswechsel.

Doch alle Jahre wieder stehen wir ratlos vor dem Supermarkt-Regal und haben die Qual der Wahl. Um diese zu erleichtern, hat der Verein für Konsumenteninformation 27 Produkte im Labor unter die Lupe genommen und einem Geschmackstest unterzogen. Der Sprudel wurde chemisch auch darauf untersucht, wie gut er perlt (Kohlendioxid) und wie viel Schwefeldioxid enthalten ist, das für den Kater am nächsten Tag sorgt. Die Blindverkostung wurde von Wein-Experten durchgeführt, aber auch von Laien.

"Wir haben generell ein wirklich gutes Ergebnis, 23 von 27 getesteten Produkten haben eine gute Bewertung", meint VKI-Geschäftsführer Franz Floss. Und der Test zeigt auch: "Guter Sekt ist zwar eine Frage des Geschmacks, aber nicht eine Frage des Preises."
Der Gesamtsieger ist nämlich schon um knapp zwei Euro zu haben und heißt "Ritter Sekt trocken" (erhältlich bei Merkur, Unimarkt). Auch in der Geschmacksfrage hat ein günstiger Sekt gewonnen: "Monte Christo dry" (1,59 € bei Zielpunkt) räumte bei den Profiverkostern die meisten Punkte ab. Allerdings gibt es für Letzteren auch Kritik und daher auch Punkteabzug: Die Hersteller waren bei der Frage nach der Herkunft der Trauben nicht gerade auskunftsfreudig.

Sekt-Test: Bis es knallt

Schlusslicht beim Test war übrigens "Rittsteuer Primus brut". Das Bioprodukt aus Österreich enthielt weniger Alkohol als angegeben und hatte auch zu wenig Sprudel, um als Sekt gelten zu können. Den gesamten Test gibt es in der aktuellen Ausgabe des Konsument .

Trotz der generell positiven Ergebnisse gibt es allerdings auch Kritik: "Die Österreicher wollen wissen, woher die Trauben kommen. Doch bei der Bezeichnung österreichische Traditionsmarke handelt es sich nicht automatisch um österreichische Rohstoffe", erklärt Floss.

Außerdem erinnert der VKI-Chef daran, dass es sich bei Sekt um ein Frischeprodukt handelt - das auch möglichst schnell verbraucht werden sollte. "Interessanterweise gibt es aber keine Datumsangabe auf den Flaschen. Konsumenten sollten Sekt daher nicht mit Wein verwechseln, der mit dem Alter besser wird."

VKI-Ernährungswissenschafterin Birgit Beck dazu: "Sekt ist dann am besten, wenn er den Hersteller verlässt und hält dann etwa ein Jahr - danach ist er nicht mehr gut." Das Problem daran: Im Geschäft weiß der Konsument oft nicht, wie lange die Flasche schon im Regal steht. Der VKI wünscht sich daher Datumsangaben auf den Etiketten. Dann steht hoffentlich weder dem fröhlichen Korkenknallen, noch dem Anstoßen etwas im Weg.

Unterschiede: Von herb bis trocken

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Entscheidung Naturherb oder
trocken?


Die Bezeichnungen auf der Flasche sorgen oft genug für Verwirrung, wenn man vor dem Regal steht. Dann gibt es ja auch noch extra herb, brut, extra trocken und halbtrocken. Doch was ist der Unterschied? Die Abstufungen beschreiben den Zuckergehalt im Sekt.

Zucker

Am wenigsten Zucker hat naturherb (brut nature) mit unter 3 Gramm Zucker pro Liter. Dann folgen extra herb bzw. extra brut (0-6 g/l), herb bzw. brut (unter 15), extra trocken bzw. extra dry (12-20). Trockener Sekt hat 17-35 g/l, halbtrockener 33-50 g/l. Am süßesten ist milder Sekt mit über 50 g/l.

Sprudelige KURIER-Verkostung mit rosa Brille

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Gut, Sekt ist der Klassiker. Aber auf jeder Party, die etwas auf sich hält, darf mittlerweile auch ein guter Rosé nicht fehlen. Pink muss es in den Flöten prickeln, aber wie pink? Kann der Rosé auch geschmacklich mithalten? Und: Schickt es sich auch für Männer rosa zu trinken?

Fünf KURIER-Redakteurinnen und ein Redakteur haben den Sekt-Test des Vereins für Konsumenteninformation zum Anlass - oder auch als Ausrede - genommen, sich der lieblich rosa anmutenden Variante des Sekt zu widmen.

Getestet wurden vier Rosé-Sprudel: Kupferberg Gold (3,49 €, bei Billa), Flat Lake, Red Sparkling (4,49 € bei Hofer), La Gioiosa (4,99 € bei Spar) und Schlumberger Rosé (12,99 € bei Merkur). Was haben wir bewertet? Flasche, Farbe, Prickel-Faktor und Geschmack. Ganz unbefangen, ganz subjektiv und ganz ehrlich.

Geht es nach der Optik, konnte der Flat Lake am wenigsten überzeugen - weder die Flasche, noch das, was drin war. Da fielen auch Kommentare, wie "billiger Ost-Sekt" oder "sieht aus wie Soda-Himbeer". Leider hatte er auch sonst nicht viel zu bieten. Der Prickel-Faktor war so flach wie der Sekt heißt und die bittere Note wurde mit einem schlichten "wäh" quittiert.

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Gleich zum Nächsten: Beim Kupferberg schieden sich die Geister - während die Anmutung der Flasche fast schon als "retro" zu bezeichnen ist, fanden ihn die einen zu süß, die anderen zu trocken, manchen schmeckte er gar nicht und für zwei Kollegen war er sogar der Beste.

Mit einem "am wenigsten aufdringlich" kommt man eben auch gut durch.

Gespannt waren vor allem die Testerinnen auf den italienischen Rosé von La Gioiosa . Die schwarze Flasche mit dem "hübschen" rosa Etikett sorgt zumindest für einen Blickfang bei den Frauen - Italiener eben. "Antiquiertes, unaufregendes Design" war die männliche Antwort darauf. Und der Geschmack? So mancher Tester ließ sich überzeugen, doch das Resümée war dann doch: "Fahl, fast wässrig."

Bleibt noch der Schlumberger - und der hatte von innen wie auch von außen viel zu bieten. "Schöne, ansprechende Flasche" hieß es da einheitlich, bis hin zu "very sparkling" und "einfach fein".

Unser Fazit: Rosa Sprudel macht rosa Laune - die schadet auch Männern nicht.

Wußten Sie, dass ...

... die Österreicher jedes Jahr 22 Millionen Flaschen Sekt leeren? MEhr als die Hälfte davon wird in den Monaten Oktober, November und Dezember verkauft.

... häufiger Temperaturwechsel der Qualität des Sekts zusetzt? Am besten schmeckt er übrigens bei einer Temperatur von fünf bis sieben Grad.

... die beste Methode, Sekt schnell zu kühlen, mit Hilfe der sogenannten Verdunstungskälte gelingt? Man nehme einen Sektkübel mit Eis und salze dieses ordentlich. Die Flasche in diese Eis-Salz-Masse stellen und etwas drehen - nach etwa zehn Minuten hat die Flasche Idealtemperatur.

... eine offene Sektflasche im Kühlschrank maximal einen Tag genießbar bleibt? Mit einem Sektverschluss lässt sich die Frische auf zwei Tage verlängern. Der sagenumwobene Löffel in der Flasche hilft nur, wenn es sich dabei um einen Silberlöffel handelt. Ein chemischer Prozess verlängert die Haltbarkeit. Herkömmliches Besteck hält den Sekt nicht frisch.

... Korken zwar mehr Stil haben, aber der ideale Verschluss ein Schraubverschluss wäre? Das gilt übrigens auch für Wein - hier setzen Qualitätswinzer immer öfter auf Schraubverschlüsse. Beim Sekt wird sich der Korken alleine wegen des Knall-Effekts sicher noch lange halten.

... das Schäumen des Weines ursprünglich als Makel galt? Die Hauptursache für diesen "Fehler" lag im kühlen Klima der französischen Champagne, wo die Gärung im Winter unterbrochen wurde und eine zweite Gärung im Frühling begann.

... Sektkorken lieber nicht knallen sollten? Durch den plötzlichen Druckverlust schäumt viel Sekt über. Schade drum.

... Champagner nur jener Sekt genannt werden darf, der in der Champagne erzeugt wird? Die Spanier haben Cava, die Ukrainer den Krimsekt.

... Prosecco eine weiße Rebsorte ist, die vor allem im Nordosten Italiens zu Schaumwein (Spumante) und Perlwein (Frizzante) verarbeitet wird?

... der Überdruck bei einem 20 Grad warmen Schaumwein mindestes 3 bar betragen muss? Bei Perlweinen, wie dem Prosecco frizzante, erzeugt das gelöste in der Flasche nur einen Druck von 1 bis 2,5 bar.

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