Rudis Marmeladen für den guten Zweck
Rundherum Hektik. Trubel. Massen, die vorbei ziehen von einer Attraktion des U19-Create your World-Festivals zu nächsten. Gleich nebenan mampfen Menschen die vegetarischen und veganen Leckereien des Linzer Restaurants „Gelbes Krokodil“. Auf der anderen Seite stehen Regale mit Gläsern ausgefallener Marmelademischungen wie Weintraube-Minze oder Banane-Weichsel, Birne-Vanille. Davor laden Mitarbeiter ein, die eine oder andere Marmelade zu kosten.
Reste verwerten
"Fruchtgenuss durch Überfluss" heißt die Marmeladenserie, deren gesamter Erlös der Organisation "Licht für die Welt" zu Gute kommt. Die ist hauptsächlich für die im Schnitt 30 Euro kostenden Augenoperationen in Entwicklungsländern bekannt, fördert darüber hinaus aber vor allem Inklusions-Projekte durch die an den Rand gedrängte, oft versteckte Menschen mit Behinderungen in ärmeren Ländern erst Teil der Gesellschaft werden.
"Der Rudi", wie ihn alle nennen und er sich selbst immer vorstellt, kocht seit drei Monaten zu Hause Marmeladen ein, wie er dem KURIER anvertraut. Und das ergab sich zufällig. Für seine Hühner bekam er von einem Supermarkt neben Salat immer mehr übrig gebliebenes Obst dazu. "Und da hob i hoit nachdenkt, was i damit mach’n kennt..."
Eine Tonne Obst
Mittlerweile kriegt er von zwei Supermärkten jene Früchte, die ausgesondert werden, weil sie nicht mehr verkaufbar seien – obwohl gut 90 Prozent davon nicht einmal einen Depscher haben. "Aber die Konsumenten wollen sie nicht mehr, darum kommen sie aus dem Verkaufsregal." Rund eine Tonne Früchte habe er in diesen drei Monaten "marmeladisiert" – mit Hilfe eines Thermomix, "das ist ein wunderboars Gerät, das gleichzeitig kocht und rührt. So kann nix anbrenna."
Während "der Rudi" die Früchte – und da muss er halt nehmen, was er kriegt, daher auch die ausgefallenen Mischungen – putzt, schneidet und einkocht, sorgt Ehefrau Regina für die Herstellung der Etiketten und bunten Schachteln aus Wellkarton. "Das Produkt muss gut sein, aber leider spielt auch die Verpackung eine große Rolle", resümiert "der Rudi" jahrzehntelange Wirtschaftserfahrung.
Vor seiner Pensionierung betrieb der gelernte Kürschnermeister, der jeweils lebensabschnittsweise diverse Jobs ausübte, zuletzt eine Kugellagerfirma. Die Firma übergab er seinem Sohn. "Und seither bin ich auch nie wieder in den Betrieb gegangen." Er halte nichts von den Gründern, die nie loslassen könnten. "Das sind Bremser, weil sie immer die Kontrolle haben wollen und Erneuerungen im Weg stehen. Die Jungen würden sich nichts entscheiden trauen, ohne den 'Alten' zu fragen."
Mittlerweile ist die Marmeladenproduktion so angewachsen, dass Rudolf Leibetseder sogar überlegt, ein Team aufzubauen.
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