Keine Fotos: Sternekoch Juan Amador verbannt Bilder komplett

Juan Amador in seinem Restaurant in Wien-Grinzing.
Warum der Wiener Top-Koch als erster Koch weltweit im Restaurant und im Internet ganz auf Food-Fotos verzichten will.

Keine perfekt ausgeleuchteten Fotos von Profi-Fotografen - und auch keine geposteten Teller auf Instagram &n Co: Juan Amador, der seit 2016 in Wien kocht und zuletzt im aktuellen Gault&Millau-Guide um einen Punkt aufgewertet wurde (18 statt bisher 17 von 20 Punkten), wagt einen radikalen Schritt.

Er verbannt Fotos aus seinem kompletten Auftritt. Er ist damit der erste Sternekoch der Welt, der Fotos komplett streicht, heißt es auf der Branchenplattform Gourmetwelten. Stattdessen will er viel mehr auf Emotionen setzen.

Keine Fotos: Sternekoch Juan Amador verbannt Bilder komplett

Dessert von Juan Amador

"Food-Fotos sind heute zur härtesten Währung in der internationalen Gastronomie geworden. Sie sorgen für Fläche in den Printmedien, für Likes und Reichweite auf Social Media und für eine Vielzahl der weltweit besten Köche sind Food-Bilder sogar wie Visitenkarten. Eine oberflächliche Entwicklung, die der Gastronomie schadet", sagt der aus Deutschland stammende Koch und Unternehmer, der seit 2016 in Wien das Restaurant Amador betreibt (2 Michelin Sterne, drei Hauben).

Keine Fotos: Sternekoch Juan Amador verbannt Bilder komplett

Über das eigentliche Erlebnis eines Restaurantbesuchs sage ein Food-Foto allerdings überhaupt nichts aus.  "Da geht es um Emotionen auf ganz anderen Ebenen: Geschmack, Ambiente, zwischenmenschliche Beziehungen."

Kein Verbot an Gäste, aber eine Bitte

Den Gästen im Restaurant wird erklärt, warum man bittet, auf das Fotografieren des Essens zu verzichten. Ein Verbot wird es jedoch nicht geben. Amador: "Von Verboten halte ich nichts, sie sind genau die falsche Message. Durch Hektik und Stress der heutigen Zeit sind die Menschen oft getrieben und fotografieren wie automatisch, ohne groß darüber nachzudenken, ob das einen Sinn macht. In Wirklichkeit betrügen sie sich selbst um die Magie des Genusses.

Für die Dauer des Besuchs in unserem Restaurant geben wir den Gästen nun die Möglichkeit, sich von diesen antrainierten Zwängen zu befreien." Mobiltelefone können am Empfang abgegeben werden, bei eingehenden Anrufen werden die Gäste informiert.

Sportfotograf statt Food-Spezialist

Ganz auf Bilder, die sein Restaurant darstellen, verzichtet der gebürtige Deutsche mit spanischen Wurzeln aber nicht. Der bekannte Sportfotograf Markus Oberländer setzte seine Idee um. Amador hat sich bewusst für jemand "branchenfremden" entschieden. "Im Sport geht es darum, Emotionen festzuhalten. Und genau das wollen wir hier auch." Der ersten Fotoserie sollen Videos und Liveübertragungen aus der Küche folgen, die der Kameramann Philipp Lihotzky umsetzt.

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