Hier isst Sean Penn
Das Le Loft war dann schon das Stadtgespräch in Wien, wobei: das war es vor allem vor seiner Eröffnung. Die ging ein wenig schief. Ein paar Restaurantkritiker durften dort essen, bevor das Lokal noch seine Türen öffnete, also statt eines Soft Openings ein Hard Opening. Die Idee hat es irgendwie nicht gebracht. Denn die Küche konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht richtig performen. Und wenn Restaurantkritiker, die für unterschiedliche Medien arbeiten und sich nicht immer grün sind, in einer halben Baustelle essen, ist das der guten Stimmung nicht eben zuträglich. Die Tatsache, dass Antoine Westermann, der groß angekündigte Chef, hier nur selten auftritt, reduzierte den Glamourfaktor ziemlich rasch nach unten. Trotzdem: ich empfehle das Le Loft nachhaltig (das Wort einmal nicht im Zusammenhang mit Tierhaltung und Landwirtschaft).
Denn die Servicemannschaft unter dem famosen Maitre Marteen, der sich mit einem nicht minder qualifizierten Sommelier matcht, hat dem Lokal zu einem nicht zu unterschätzenden Startvorteil verholfen. Maitre Marteen kennt seine Klientel noch aus dem Taubenkobel, wo er ein halbes Jahrzehnt als Restaurantchef arbeitete. Das hilft, wenn einmal ein Gast auftaucht, den man kennen sollte, zum Beispiel Sean Penn, damit er nicht vergeblich um einen Tisch betteln muss. Denn die Reservierungspolitik des LeLoft ist, wie man hört, recht gnadenlos.
Die Küche muss man mögen. Sie ist dezidiert antimodern, was sie sympathisch macht. Und sie ist selbstbewußt französisch. Keinerlei Anbiederungen an den Wiener Gaumen. Doch so unterschiedlich sind die Geschmäcker in Wien und Straßburg, wo Westermann mit seinem 3-Sterne-Restaurant "Buerehiesel" Berühmtheit erlangte, ja auch jetzt wieder nicht. Ordentliche Portionen, ordentlich du Bueurre, keine Aromen, denen man lange nachschmecken muss. Elsass halt. Die Froschschenkel mit Kräuter in Butter sind schon einmal sehr gut, die dazu gereichten Schniedespätzle nicht weniger. Einmal gab es eine schlichte, kalte gefüllte Wachtel mit Gänseleber und etwas Salat. So isst man in den besseren Pariser (Straßburger) Lokalen, die nicht nach Haute Cuisine, sondern nach etwas streben, das der Gast jeden Tag gerne hat. Die Kombination Loup de Mer (Superprodukt), Rieslingsauce (zuwenig davon) und Austerntatar nicht übertrieben originell, aber gewagt. Die Käseauswahl war beim letzten Besuch vor etwa vier Wochen noch etwas klein. Hoffen wir, dass sie heute, wo Sean Penn mit der so genannten Wiener Society speist, dem Land Frankreich angemessener ist. Bei der Wahl des passenden Weines sollte es jedenfalls kein Problem geben. Und falls Herr Penn das hier liest, eine abschließende Dessertempfehlung: Orangensoufflé.
Kommentare