Gibt es hitzefeste Schokolade?

Nicht-schmelzende Schokolade würde sich auch für den Export nach Afrika und Asien besser eignen.
Im Sommer gehen die Schokoladen-Verkäufe drastisch zurück - die Wissenschaft sucht nach einer Lösung.

Sommerliche Temperaturen machen den Schokoladen-Herstellern wenig Freude. Lieber greifen die Naschkatzen im Freibad zum Eis, niemand zur Schokoladentafel. Seit Jahren suchen die Hersteller nach einem Ausweg aus dem Sommer-Dilemma. Denn mit jedem Grad mehr auf dem Thermometer haben sie weniger Geld in der Kasse. Bei Temperaturen unter 15 Grad zieht der Verkauf wieder deutlich an.

Aber die nicht-schmelzende Schokolade, die sich auch für den Export nach Afrika und Asien besser eignen würde, bleibt trotz aller Bemühungen ein zäher Brocken für Forscher. Unter dem Stichwort "Tropenschokolade" liefen schon vor Jahrzehnten erste Tests mit hitzebeständiger Schokolade. "Das Thema ist ein Dauerbrenner für die Industrie", so Lebensmittel-Forscher Wolfgang Danzl vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik im Interview mit der dpa.

Wie ein Brot zerkauen

Zwar lässt sich der Schmelzpunkt der Schokolade, der bei rund 36 Grad liegt, etwa durch höher schmelzende Fette erhöhen. Das geht aber auf Kosten des Geschmacks. Warum? Weil dann die Schokolade nicht mehr im Mund schmilzt, sondern wie eine alte Scheibe Brot zerkaut werden muss. "Das führt zu einem wachsigen Mundgefühl", sagt Danzl. In Brasilien ist seit einigen Jahren eine hitzebeständige Schokolade im Handel. Aber auch diese überzeugt den Forscher geschmacklich nicht. "Tranig", lautet sein Urteil.

Die Österreicher haben im vergangenen Jahr 21,2 Millionen Kilogramm Schokolade verdrückt. Der Gesamtmarkt für Tafelschokolade stieg um 3,5 Prozent auf 176 Mio. Euro. Nummer 1 am Markt ist Milka (45 Prozent), dahinter folgen weit abgeschlagen Lindt (8,9 Prozent) und Ritter Sport (7,7 Prozent).

Weltweite Lust auf Schokolade

Weltweit wächst der Appetit auf Schokolade beständig. Mit steigendem Wohlstand nimmt das Interesse vor allem in China kräftig zu - und davon profitierten auch die Hersteller in Deutschland. In Hitze-Regionen mit durchgehenden Kühlketten bis ins Geschäft läuft der Handel bereits gut, heißt es beim schwäbischen Hersteller Ritter Sport. In Ländern wie Indien sei die Infrastruktur aber oft noch ein Problem. Beim Fraunhofer-Institut kommen deshalb auch regelmäßig Anfragen von Firmen nach hitzebeständigeren Verpackungen für die sensible Ware.

Auf Nachfrage bei Chocolatier Eduard Fruth sieht dieser die deutsche Diskussion etwas anders: "Wer Schokolade isst, isst diese auch im Sommer. Dafür haben die Wiener keine Lust auf Mehlspeisen, wenn es heiß ist."

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