Frankreich: Hamburger statt Steak Frites
Denn soooo ist McDonaalds. Esssen mit Spaß", sangen sie in der Werbung. Glückliche Kindergesichter, beschwingte Familien. "BigMcRonaaaldss Massakakakakakaker" antworteten Drahdiwaberl in Wien. Für Feinesser und alle, die sich dafür hielten, war der Besuch bei McDonalds ein No-Go. Die anderen Österreicher schluckten brav, was man ihnen im Plastikbecher vorsetzte. McDonalds in Österreich. Hüttengaudi überall. Oida, Maumpf. Das Gejammer über die Hegemonie des Weltkonzerns allerdings ist nur mehr lächerlich. Wir haben andere Sorgen. Man muss ja nicht hinein. Interessant ist aber, was uns die Marketingstrategien der Burgermacher über unser sich änderndes Essverhalten aussagen und das ist genauso bemerkenswert wie der Kult ums Gemüse in der Hochgastronomie.
In Frankreich demonstrierten die Bauern gegen den unfriendly takeover der französischen Esskultur durch den amerikanischen Hamburgerriesen. Lange ist es her. Denn McDonalds konnte den zweitgrößten Markt der Welt nicht ignorieren. Was passierte also? McDonalds verhielt sich einzigartig in der bisherigen Geschichte der Erfolgsmarke. Der Global Player passte sich den Gegebenheiten eines lokalen Marktes an. Man erweiterte das Angebot der Filialen, man bot den Gästen ein Menü mit zwei oder drei Gängen. Man passte sich den Essgewohnheiten der Franzosen an. Jetzt gibt es eine Serie "Envie de Fromages" (Lust auf Käse), mit Ziegenkäse und anderen Sorten, kombiniert mit den passenden Saucen.
McDo, der Urerfinder des Self Service, will demnächst in ausgesuchten Lokalen auch das Essen servieren. Mindestens 30 Minuten Mittagspause sollten auch in Krisenzeiten drin sein. Denn, auch das muss gesagt werden, die Mär von den langen Mittagspausen bei den Franzosen ist in der Wirklichkeit nicht mehr nachvollziehbar. Das Portemonnaie schmaler, der Druck am Arbeitsplatz größer. Die berühmten französischen Bistros fanden, so hört man, keine Antwort auf ein neues Essbedürfnis, in den Bars gibt es Sandwiches, die sind manchen zu kalt und zu fad.
Hat also nicht der Konzern die Franzosen und ihre oft zitierte Esskultur niedergerungen, wie die Zeitungen in Deutschland und anderswo mit einem leichten triumphalen Augenzwinkern schreiben, sondern umgekehrt die Franzosen den Konzern? Friedliche Koexistenz. Seit McDonalds belegt, dass er mehr als zwei Drittel seiner Produkte in Frankreich besorgt, sind auch die Bauern nicht mehr störrisch. Und jetzt geht der Konzern einen Schritt weiter.
Und wie ein Spiegel der Ernährungstrends einer Gesellschaft fungiert er und eröffnet das erste Lokal komplett ohne Burger. Salate, Käse, Obst und Gemüse. Über die fragwürdige kulinarische Bedeutung des McDonalds Burgers muss man sich an dieser Stelle nicht mehr verbreiten. Man darf aber gespannt sein, woher der Konzern die Menge an Salaten und Gurken und Paradeisern herbeiholen wird und wie das dann schmecken kann. Eines ist jedenfalls klar: ein Salatkopf lässt weniger Fürze als ein Rindvieh.
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