Forscher sehen Lebensmittelversorgung bedroht

Forscher sehen Lebensmittelversorgung bedroht
Die Nutzung von nicht-erneuerbarem oder fossilem Grundwasser in der Landwirtschaft hat laut Studie vom Jahr 2000 bis 2010 um 22 Prozent zugenommen.

In vielen Weltregionen wird in der Landwirtschaft deutlich mehr Grundwasser entnommen als sich auf natürlichem Weg regenerieren kann. Ein internationales Forscherteam mit österreichischer Beteiligung hat Auswirkungen dieser Praxis nun untersucht. Im Fachblatt "Nature" berichten sie, dass dadurch sogar die künftige Versorgung mit Reis, Weizen oder Mais bedroht sein könnte.

In Gegenden, in denen die Verdunstung zumindest über einen Großteil des Jahres höher ist als der Niederschlag, wird in der Landwirtschaft oft Grundwasser zur Bewässerung von Feldern herangezogen. "Wir haben uns angesehen, wo Grundwasser schneller genutzt wird als es sich sozusagen wieder nachbildet", erklärte der an der Studie beteiligte Forscher Thomas Kastner der APA. Die Wissenschafter sprechen in dem Zusammenhang von nicht-erneuerbarem oder fossilem Grundwasser.

Das meiste nicht-erneuerbare Grundwasser braucht Reis

In der Analyse, die der im Verlauf des Projekts vom Institut für Soziale Ökologie Wien der Universität Klagenfurt an das Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt gewechselte Forscher zusammen mit Kollegen des Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien sowie Kollegen aus Großbritannien und den USA durchgeführt hat, zeigte sich, dass die Bewässerung aus solchen Quellen vom Jahr 2000 bis 2010 um geschätzte 22 Prozent zugenommen hat. Die Forscher hat aber auch interessiert, welche landwirtschaftlichen Produkte damit hergestellt werden und in welchem Ausmaß sie international gehandelt werden.

Das meiste nicht-erneuerbare Grundwasser fließt demnach in die weltweite Reis-Produktion (29 Prozent der Gesamtmenge). Bei Weizen sind es geschätzte zwölf Prozent, bei Baumwolle elf. Kukuruz (vier Prozent) und Sojabohnen (drei Prozent) komplettieren die Top-Fünf.

Insgesamt werden elf Prozent der so produzierten Güter international gehandelt. Hauptexporteur von Produkten, die mit nicht-erneuerbarem Grundwasser angebaut wurden, ist Pakistan. Dort werden gleich 29 Prozent des problematischen Grundwassers, das weltweit zum Anbau solcher Produkte eingesetzt wird, auf den Feldern verteilt. Die USA zeichnen für immerhin 27 Prozent verantwortlich und Indien für zwölf Prozent.

Wenn trockene Länder aus anderen trockenen Ländern importieren

Nach China wird über Feldfrüchte neun Prozent des in der Landwirtschaft eingesetzten nicht-erneuerbaren Grundwassers importiert. Auf Platz zwei und drei unter den Importeuren folgen die USA und der Iran, der beispielsweise große Mengen an Reis aus Pakistan zukauft.

Die Wissenschafter haben in weiterer Folge versucht zu analysieren, wie viele Leute von derartigen Produktionsmethoden abhängig sind. "Da sieht man, dass auch Menschen in Regionen, die eigentlich genug Wasser haben, durch diese Verflechtungen von solchen Grundwasserflüssen abhängig werden. Da klar ist, dass das nicht unbegrenzt weiter gehen kann, sieht man, dass dann ein großer Teil der Weltbevölkerung mit steigenden Preisen konfrontiert wäre bzw. auf gewisse Produkte verzichten müsste", sagte Kastner. Besonders problematisch werde es, wenn trockene Länder, um die eigenen Ressourcen zu schonen, große Mengen aus anderen trockenen Ländern importieren, wie das beim Iran und Pakistan der Fall ist.

"Im Zuge des Klimawandels werden zudem Dürren in vielen Regionen häufiger. Um dies zu kompensieren, dürfen wir die Grundwasservorräte nicht erschöpfen"

"Wenn sich Verbraucher und Produzenten nicht auf Strategien einigen, um die Nachhaltigkeit der Grundwassernutzung zu maximieren, stehen für einen großen Teil der Weltbevölkerung die stabile Nahrungsmittelversorgung und -preise auf dem Spiel. Im Zuge des Klimawandels werden zudem Dürren in vielen Regionen häufiger. Um dies zu kompensieren, dürfen wir die Grundwasservorräte nicht erschöpfen", so die Hauptautorin der Studie, Carole Dalin vom University College London, in einer Aussendung des IIASA.

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