Forget Frühstück

Forget Frühstück
Lieber eine Runde länger schlafen als sich bei der Morgenmahlzeit mit den ewig gleichen Zutaten zu Tode langweilen, findet Alexander Rabl

Schon wieder eine Studie übers Essen. Wir lernen aus ihr: Frühstück auslassen macht doch nicht dick. Bisher besagte eine Volksweisheit, dass der Verzicht aufs Frühstück am Morgen zur Mittagszeit besonders hungrig und also mit der Zeit wohlbeleibt macht. Hunderdtausende, wahrscheinlich eher Millionen, quälten sich jeden Morgen jeden Bissen hinunter, damit sie am Vormittag kein "Hungergefühl" bekommen. Als ob "Hungergefühle" per se etwas schlechtes wären. Es kommt darauf an, wie man mit ihnen umgeht. Stimmt so nicht mit dem Frühstück, sagt die Wissenschaft jetzt. Und so mancher, von zähen Frühstückssemmeln und Müslis schon am Morgen für den Rest des Tages unbrauchbar gemacht, atmet jetzt auf. Denn das Ergebnis dieser Studie könnte uns veranlassen, einmal über den Sinn der großen Frühstücks an sich nachzudenken. Vom Standpunkt des Feinschmeckers betrachtet, ist Frühstück lächerlich. Egal auf welchem Kontinent man frühstückt, besteht die morgendliche Nahrungsaufnahme aus recht einfältigen Gerichten. Eier, Speck, Brote, Gebäck, Marmeladen, die fürchterliche Erfindung des Müslis, Milch und Joghurt. Oder geräucherter Fisch.

Kein Wein am Morgen.

Forget Frühstück

Am ehesten frühstücken noch die Japaner interessant. Am klügsten frühstücken die Italiener: kleiner Schwarzer, Cornetto, eventuell frischer Saft. Und auch die Franzosen, die Erfinder des großartigen Croissants, das in Wien kaum einen qualifizierten Nachahmer findet außerhalb der Croissanthochburgen Theatercafé am Naschmarkt und Orlando di Castello auf der Freyung. Wie sagte man früher? Frühstücken wie ein Kaiser. Ein ziemlich unsinniges Motto. Es fängt damit an, dass es außer Kaffee und Tee zu diesem Anlass nichts Gescheites zu trinken gibt. Als Jeremy Irons sich in Louis Malles "Damage" zum Ham and Eggs eine Flasche Burgunder aufs Hotelzimmer kommen lässt, bekommt man gleich Lust, es ihm demnächst nachzutun. Nur, dass man den Rest des Tages dann eher gleich vergessen kann. Der wache Geist, man muss es leider sagen, verträgt keinen Wein und auch keinen Champagner am Morgen, weil aus ihm sonst rasch ein müder Geist wird.

Strenges Ritual.

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Abgesehen davon: keine Mahlzeit ist so strengen Ritualen unterworfen wie die erste Mahlzeit des Tages, was das Frühstück für den experimentierfreudigen Koch und Esser zu einer schwierigen Sache macht. Wenn schon frühstücken, sagt der sich dann, dann außer Haus. Im Kaffeehaus, noch besser: im besten Hotel der Stadt - oder auch im bgeschrammten Stehlcafé wird das Frühstück zum Teil eines Rituals aus Bedienung, Zeitungslektüre (oder ipad: sein Vorteil ist, dass er nach dem Zeitunglesen nicht so zerfleddert aussieht), Geplauder und klugem Gespräch oder Geschäftsanbahnung.

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