Endlich Frühling!
Sie haben am Ende eines langen, nicht enden wollenden trüben Winters bis zum letzten Tag zugewartet. Insofern darf der Spinat von Leopold und Silvia Waclawek vom Mitterweg in Wien-Simmering heute als tatsächlich erntefrisch bezeichnet werden.
In Österreich wurden im Vorjahr 14.228 Tonnen Spinat geerntet. „Die überwiegende Menge im Marchfeld“, betont Josef Keferböck von der nö. Landwirtschaftskammer. „Von der Anbaufläche ist der Spinat somit ähnlich wie der Spargel ein eher untergeordnetes Gemüse.“ Immerhin werden die meisten Spinatblätter, die hierzulande geerntet werden, auch hierzulande verkocht.
Eine gewisse Rolle in der Produktion spielen auch die Wiener Gemüsegärtner. Die sind im East End der Hauptstadt zu Hause – vor allem in Simmering, auch in der transdanubischen Donaustadt.
So wie die Familie Waclawek, die für die LGV (eine eingetragene Genossenschaft mit aktuell 108 Mitgliedern) arbeitet. Die Abkürzung stand übrigens in den ersten Jahren nach dem Krieg für Landwirtschaftliche Gemüse-Verwertung.
Die Simmeringer Gemüsebauern, die in der Nähe von Schloss Neugebäude zu Hause sind, geben zu, dass ihnen der Spinat keine großen Probleme bereitet. Anfang November haben sie die winzig kleinen Samenkörner (zwei bis drei Millimeter Durchmesser) in ihren drei Folientunnels gesät – mit einer Maschine. Die hat in einer 50 Meter langen Reihe feinsäuberlich alle zwei Zentimeter ein Korn in den Boden eingegraben. Nur zwei Wochen später sind dann routinemäßig die ersten Keimblätter aus dem Boden geschossen.
Regelmäßig mussten die Pflanzen im Folientunnel mit Nebeldüsen bewässert werden. Das hartnäckige Versteckspiel der Wintersonne und auch der viele Schnee, der die Gewächshäuser tagelang zugedeckt hat, haben jedoch das Spinat-Wachstum heuer deutlich verlangsamt.
„Uns fehlen jetzt schon zwei Wochen Licht“, kann Leopold Waclawek ziemlich genau die Strenge des trübsten Winters seit mehr als hundert Jahren mit einer Zahl belegen. Deshalb habe man auch mit dem Ernten bis zuletzt zugewartet.
Keine Katastrophe! Mit dem Spinat verdienen die Gemüsegärtner nicht das große Geld. Auf einem Quadratmeter Feld wächst etwas mehr als ein Kilo Spinatblätter. Und von so einem Kilo bleibt Familie Waclawek rund ein Euro.
Von Geburt an
Tatsächlich geerntet haben die Waclaweks ihren Spinat am Ende der Vorwoche – unspektakulär übrigens: Mit zwei kleinen Messern hat das leidenschaftliche Paar („Wir sind Gärtner von Geburt an, bis der Tod uns scheidet“) die Blätter von der Wurzel geschnitten. Nach dem Ernten wurden die Blätter gewaschen und in Kisten einsortiert. Die gingen dann zur nahen LGV-Sammelstelle und sollten nun bei den Standlern auf den Wiener Märkten längst angekommen sein.
Und natürlich gibt es heute auch bei der Familie Waclawek Spinat auf dem Teller. Gärtner Leopold seufzt ob der Witterung: „Endlich, für uns der erste Frühjahrsbote.“ Und seine Frau freut sich: „Der erste große Vitaminschub.“
Grüne Vitaminbombe
Neben dem Blattspinat gibt es noch den Ährigen und den echten Erdbeerspinat, den Wilden Spinat („Guter Heinrich“) und Mangold.
Spinat liefert laut VKI je 100 g nur 16 kcal, dafür jede Menge Vitamine (Provitamin A, Vitamin K, B-Vitamine, Niacin, Folsäure, Biotin, Vitamin C) sowie Mineral- stoffe (v. a. Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen, Mangan). Spinat wird in Österreich vor allem am östlichen Stadtrand von Wien und im Marchfeld angebaut.
Leichte Küche: Immer wieder fein ist die Spinatcremesuppe
Der Spinat taugt zu weit mehr als nur zum Blanchieren – Rezept (für 4 Personen) von den Wiener Gärtnern. 1 mittelgroße Zwiebel, 500 g Blattspinat, 500 g mehlige Kartoffeln, 1 Bund Suppengrün, 750 ml Gemüsesuppe, ½ Becher Obers, ½ Becher Crème fraîche, etwas Butter, Muskatnuss, Salz und Pfeffer, Knoblauch nach Wunsch.
Zwiebel schälen und fein hacken; Spinat waschen. Kartoffeln, Suppengrün schälen und würfeln. Zwiebel in etwas zerlassener Butter anschwitzen. Kartoffeln und Suppengrün zufügen, durchrühren und Spinat unterheben. Mit Suppe aufgießen und köcheln lassen, bis das Gemüse weich ist (ca. 20 Min.). Suppe mit Stabmixer fein pürieren, Obers zufügen, Suppe mit Salz, Pfeffer, Muskat und evtl. Knoblauch würzen. Auf die Teller verteilen und mit je einem Löffel Crème fraîche garnieren.
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