Chardonnay vom Märchenprinzen
Am vergangenen Dienstag besuchte Günther Schönberger das Konzert der Musikgruppe EAV (Erste Allgemeine Verunsicherung) auf der Seebühne in Mörbisch. Von seinen ehemaligen Kollegen trifft er lediglich Klaus Eberhartinger. Der Rest der Gruppe (Thomas Spitzer, Eik Breit, Nino Holm, Anders Stenmo und Walter Hammerl) hat sich vertschüsst. Begeisterung macht sich bei Schönberger nach dem Konzert nicht breit: "Man merkt halt, dass es zugekaufte Musiker sind, nicht original EAV." Lang ist's her, dass die EAV Konzerthallen füllte - und lang hat es gedauert, bis es so weit war. Denn der Plattenverkauf lief langsam an. "Die Radiosender haben uns damals (1977) ignoriert." Die EAV war auf "irgendwelche Programmierer von Ö3 " angewiesen, dass ihre Platten im Radio gespielt werden. Daher blieb der Truppe nichts anderes übrig, als durch die Lande zu ziehen. Sie spielte etwa in Hamburg acht Wochen durch.
Wetten, dass ..?
Im Laufe der Zeit wurde das Fernsehen auf die EAV aufmerksam. "Wir gaben optisch durch unsere Kostüme und Lichteffekte viel her", erklärt Schönberger. Wie oft EAV bei Gottschalks "Wetten, dass ..?" auftrat, daran kann er sich nicht mehr erinnern: "Oft auf jeden Fall." Die Mitglieder der EAV hätten viel Geld verdient, "aber übrig ist nicht viel geblieben". Ihre Produktionen waren sehr teuer. Mit fünf Trucks zogen sie durch die Lande, mit eigenem Koch und 50 bis 60 Mitarbeitern. Fast wie bei den Rolling Stones, "nur etwas kleiner". Auch "etwas undisziplinierter" waren sie. Probentage fielen manchmal aus. Illegale Drogen spielten aber keine große Rolle. "Wir waren mehr alkoholisch unterwegs." Der endgültige Bruch zwischen Schönberger und der EAV passiert dann 1997 nach 20-jähriger Mitgliedschaft. Nach "einer weniger erfolgreichen Tournee". Und: "Wir haben uns wirklich nicht mehr so gut verstanden."
Weinbauer
Heute ist Schönberger, Oststeirer aus St. Marein bei Graz, ein erfolgreicher Weinbauer im burgenländischen Mörbisch. Zum Wein ist er bereits in frühen Jahren gekommen. Vor allem der burgenländische hat ihn interessiert, mehr als der steirische. Der schmeckt "zu sauer". Er dürfe das sagen, denn: "Ich bin ein Steirer." So wie er als Musiker durch die Lande tingelte, so klapperte er auch die Weinbaugebiete ab. Als er dann 1991 den ersten halben Hektar kaufte, dachte er noch nicht daran, in den Weinbau einzusteigen. In den nächsten Jahren wurden es fünf Hektar. "Zum Selber-Trinken zu viel und für die Leber zu anstrengend." Sein Name und die Popularität durch die EAV allein hätten ihm nicht dazu verholfen, dass seine Weine heute einen sehr guten Ruf genießen. "Auch Thomas Muster oder Al Bano machen Weine. Und, hört man was von ihnen?" Ein Revival der EAV hält Schönberger aber dennoch für nicht ausgeschlossen: "Wenn die anderen mitmachen!"
Typisch
Günther Schönberger will keine Weine machen, die internationalen Charakter besitzen. Das interessiere ihn nicht. "Sondern eben typische, charaktervolle, individuelle Weine, die nicht austauschbar, nicht verwechselbar sind." Denn, wenn man austauschbar ist, dann ist man heute oben und morgen out. "Das ist halt so." Daher gebe es viele Parallelen zwischen dem Musikbusiness und dem Weinbau, weil beide Tätigkeiten kreativ seien. "Du musst zur richtigen Zeit die richtige Nummer präsentieren und den Geschmack treffen." Mit dem EAV-Hit "Märchenprinz" und seinem Chardonnay ist Schönberger das gelungen.
Parallelen: Von der Musik zum Weinbau
Beginn
Der Volksschullehrer Günther Schönberger steigt bei der EAV im Jahre 1977 als Saxofonist ein, später wird er Band-Manager. In den frühen 1980er-Jahren beginnt sein Interesse für Weinbau zu wachsen. Er tingelt mit der Band durch die Lande und schaut sich die in Betracht kommenden Weinbaugebiete an. Am Neusiedler See in Mörbisch bleibt der heute 59-Jährige dann hängen. Nämlich 1985, als die Verunsicherung in Mörbisch auftritt und er die ersten Kontakte mit dem Mörbischer Weinbauern Franz Schindler knüpft. Schönberger kommt zur Lese, eignet sich Wissen über Weinbau an: "Alles, was ich weiß und kann, hab' ich mir selbst erarbeitet."
Status quo
Mittlerweile bewirtschaftet Günther Schönberger 25 Hektar rund um Mörbisch: "Das ist neben dem Bordeaux das einzige Weinbaugebiet, wo man Weiß-, Rot- und Süßwein in Spitzenqualität erreichen kann." Vor allem der Chardonnay hat's ihm angetan.
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