Carol Duval-Leroy: "Champagner ist kein Luxus"

Carol Duval-Leroy: "Champagner ist kein Luxus"
Carol Duval-Leroy ist die einzige Chefin eines Champagner-Unternehmes. KURIER.at klärte beim Wien-Besuch mit ihr, ob Champagner Schnick-Schnack ist oder hohe Handwerkskunst.

Carol Duval-Leroy leitet nach dem Tod ihres Mannes mit Erfolg das Haus Duval Leroy. Kein Massenproduzent, sondern ein Unternehmen, das sich mit einer kleinen Range an guten Champagner-Abfüllungen einen Namen gemacht hat. Champagner von Duval-Leroy empfehlen auch die Sommeliers österreichischer Spitzenrestaurants ihren Gästen gerne. Der Prestige-Champagner trägt den Namen "Femme de Champagne". Kürzlich besuchte Carol Duval Leroy die Stadt Wien, um den neuesten Jahrgang der Frau des Champagners zu präsentieren. KURIER.at traf Sie zum Gespräch.

KURIER.at: Was kostet die billigste Flasche Ihres Champagners?

Carol Duval Leroy: In Frankreich um die 22 bis 24 Euro. Die teuerste Flasche kostet um die 80 Euro. Dann gibt es noch besondere Abfüllungen zu speziellen Anlässen.

Champagner also ein Luxusprodukt, vergleichbar mit einem Lamborghini?

(Madame Duval Leroy etwas erstaunt, überlegt kurz)

Luxusprodukt? Champagner war natürlich immer der Wein des Festes, der Wein bei der Hochzeit. Aber eigentlich ist es kein Luxusprodukt, sondern das Ergebnis einer aufwendigen Arbeit.

Warum sollen die Österreicher für Champagner mehr bezahlen als für einen anderen Schaumwein?

Wie ich sagte: Bei uns wird alles mit der Hand gemacht, keine Maschinen verwendet. Die Produktion ist einfach teurer. Auch die Weintrauben in der Champagne, aus denen die Grundweine gemacht werden, sind teurer als woanders.

Carol Duval-Leroy: "Champagner ist kein Luxus"

Kann dem Konsumenten aber egal sein, ob Sie teuer produzieren. Dem geht es ja um den Geschmack.

Genau. Die meisten Schaumweine sind nur für den Moment des Trinkens. Bei Champagner bleibt ein länger anhaltender Eindruck zurück. Man hat das Aroma und die Frische einfach länger am Gaumen.

Die Finanzkrise hat dem Champagnerumsatz gehörig zugesetzt, nicht wahr?

Natürlich hat sie das. Wir haben zehn Prozent Umsatz verloren. Wir sind gerade dabei, das aufzuholen. Aber es ist nicht leicht. Die Konkurrenz ist auch stärker geworden. Wo früher drei Anbieter waren, sind es heute 10. Alle wollen am Kuchen mitnaschen, der aber nicht größer wird.

Man spricht davon, dass der Mythos des Champagners ein bisschen bröckelt, so wie allgemein der Ruf der französischen Küche.

Das ist nicht wahr. Egal, wo auf der Welt, französische Produkte haben einen besseren Ruf denn je. Das French Corner finden Sie überall in den Supermärkten oder Delikatessengeschäften. Unsere Köche arbeiten in den wichtigsten Restaurants der Welt. Und wenn es keine französischen Köche sind, haben sie auf jedenfalls bei französischen Köchen gearbeitet und gelernt.

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Champagner ist demnach immer noch ein taugliches Symbol für französische Lebensart.

Auf jeden Fall. Champagner ist einer unserer Botschafter. Allerdings dürfen Sie eines nicht vergessen: Der wichtigste Kunde dieses französischen Produkts sind ja die Franzosen selbst. Zwei Drittel werden bei uns getrunken, dann kommen die Briten, dann die Belgier, die Deutschen …

Und natürlich die Russen …

Die Russen verbrauchen so viel wie die Österreicher. (Anm.: Was nicht viel ist, denn Österreich liegt mit einem Glas pro Person und Jahr in Europa weit hinten.)

Carol Duval-Leroy: "Champagner ist kein Luxus"

Eine Frau im Champagnergeschäft - keine übliche Erscheinung, oder?

Ich bin die einzige Frau an der Spitze eines solchen Unternehmens. Duval Leroy ist reiner Familienbesitz. Als mein Mann 1991 starb, wollte ich das Unternehmen für die drei Söhne erhalten und besser werden.

Der Frauenanteil ist generell hoch bei Duval Leroy, wie man hört.

43% Prozent unserer Mitarbeiter sind Frauen. Auch die Kellermeisterin.

Die ewige Frage: Haben Frauen ein besseres Geschmacksensorium als Männer?

Viele weibliche Sommeliers behaupten das. Ich selbst kann dazu nichts sagen.

Carol Duval-Leroy: "Champagner ist kein Luxus"

Was machen Sie, wenn man Ihnen ein Glas Champagner mit Orangensaft anbietet?

Ich trinke es nicht. Solche Mischgetränke sind in Frankreich auch nicht üblich. Das gibt es nur in Deutschland oder in Asien. In Österreich geben sie sogar Red Bull hinein, habe ich gehört. Kompliment an Red Bull. Aber wie gesagt: Es ist schade um die viele Arbeit, die Champagner macht.

Haben Sie eine Art Etiquette parat, wie der wenig spezialisierte Genießer mit Champagner umgehen soll?

Betrachten Sie Champagner wie einn Wein. Flöten sind lächerlich. Champagner gehört in ein Weinglas. Servieren Sie ihn wirklich kalt. Genießen Sie, was Ihnen schmeckt.

Sie haben selbst ein Kochbuch mit eigenen Rezepten zum Thema Essen und Champagner veröffentlicht.

Wenn man Champagner als Wein betrachtet, mit all seinen Unterschieden und Nuancen, passt er auch gut zu bestimmten Speisen. Sogar zum Käse, einem Brie de Meaux zum Beispiel, trinke ich gerne Champagner, allerdings einen etwas reiferen.

Wir danken für das Gespräch.

Bezugsquelle für Duval Leroy in Österreich: Wein & co

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