90 Tage vom Küken zum Osterei

90 Tage vom Küken zum Osterei
Qualität: Zwei Milliarden Eier lassen sich die Österreicher jährlich schmecken. Woher sie kommen, was sie kosten und wie ihre Frische zu erkennen ist.

Sechs bis sieben Eier isst laut Agrarmarkt Austria (AMA) jeder Österreich an den Osterfeiertagen. Die Hochsaison für Eier-Bauern ist jedoch, für manche wider Erwarten, im Herbst. "Wir sagen immer, dass der Weihnachtsmann größer als der Osterhase ist", sagt Benjamin Guggenberger, Geschäftsführer der österreichischen Erzeugergemeinschaft Frischeier. "Industrie, Bäckereien und Private sorgen zu Weihnachten für einen viel stärkeren Umsatz als zu Ostern. Das Plus beträgt zwischen 20 und 40 Prozent."

Auf das Jahr gerechnet sind es 233 Eier, die jeder Österreicher (Back- und Teigwaren hergestellt aus Trocken- oder Flüssig-Ei miteingerechnet) zu sich nimmt. Dass der Großteil der 1,5 Milliarden Eier hierzulande aus Bodenhaltung (66,6 Prozent), der Rest aus Freiland- (22,2 Prozent) sowie Biohaltung (11,3 Prozent) stammen und die 5,8 Millionen Tiere artgerecht gehalten werden, ist auf die rigorose Einhaltung des Verbots der Käfighaltung zurückzuführen. Was in Österreich bereits seit 2009 Standard ist, gilt in der EU jedoch erst seit Jahresbeginn und bringt veritable Probleme mit sich.

Der Grund: Dreizehn Länder, darunter Frankreich, Italien, Spanien, Holland, Polen und Bulgarien, haben die Verordnung nicht termingerecht umgesetzt und halten nach wie vor geschätzte 40 Millionen Hennen in Legebatterien. Die Konsequenz: In Ländern wie Tschechien, die beispielsweise auf Eier aus Polen angewiesen sind, diese aber wegen der EU-Verordnung nicht mehr importieren, schnellen die Preise in die Höhe. Engpässe und Hamsterkäufe im benachbarten, "billigeren" Ausland wie Deutschland sind die Folge.

Österreichs Konsumenten bleiben von diesen Entwicklungen nicht nur zu Ostern verschont. Der Preis für eine Zehner-Packung Eier liegt seit 2010 bei durchschnittlich 2,34 Euro, jener für Bio-Freilandeier bei durchschnittlich 3,70 Euro und jener aus Bodenhaltung bei 1,97 Euro.

Um den Bedarf an zwei Milliarden Eiern pro Jahr von Konsumenten, Lebensmittelindustrie, Hotellerie und Großküchen – auch in Form von Flüssigei oder Eipulver – zu decken, müssen laut AMA indes rund 460 Millionen Eier jährlich importiert werden. "Bei Lebensmitteln, wie etwa Nudeln oder Kuchen, sowie in der Gastronomie fehlt bisher eine klare Kennzeichnung der Eier-Herkunft und damit die Wahlmöglichkeit für Konsumenten", weiß Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, der eine verpflichtende Angabe der Herkunft und der Haltungsform sowohl auf Verarbeitungsprodukten mit Eianteil als auch in der Gastronomie fordert. Supermarktkunden haben dank der Ei-Kennzeichnungspflicht diese Wahl bereits (siehe Grafik unten). Nebst Herkunftsland und Haltungsform ist auf einem Ei optional auch das Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben. 21 bis maximal 28 Tage nach dem Legedatum ist der Genuss von Eiern, die kühl aufbewahrt werden, gewährleistet.

Hühnerleben

90 Tage vom Küken zum Osterei

Bis ein Küken ein (Oster-)Ei legen kann, dauert es bedeutend länger, weiß Freiland-Eierbauer Anton Tropper aus Gnas in der Steiermark. "Von der Brüterei werden die geschlüpften Küken in eine Aufzuchtstation gebracht. Im Alter von 18 Wochen kommen sie als Junghennen, knapp vor der Legephase zu mir auf den Hof." Nach einer zweiwöchigen Eingewöhnungszeit beginnt die sogenannte Legeperiode einer Junghenne. Ab dem Alter von zirka drei Monaten beziehungsweise 21 bis 23 Wochen beginnt eine Junghenne Eier zu legen. Im Bestfall sind es im ersten Jahr ein bis zwei Eier täglich. Ab dann nimmt, laut Tropper, die Legeleistung kontinuierlich ab. Ihren Dienst hat die Henne nach 14 Monaten beendet. Ihr weiterer Weg führt zum Schlachthof, von dort weg landet sie später als Suppenhuhn auf den Tellern der Konsumenten.

Aktuell tummeln sich 3600 Hühner und einige wenige Hähne auf der Wiese von Troppers Hof. Gemeinsam legen die Hennen pro Tag geschätzte 3400 Eier. Diese liefert er an Toni Hubmann (Toni’s Freilandeier) , ein paar verkauft er auch ab Hof. 1992 wagte er den Versuch mit 600 Freilandhühnern. Eine schwierige Zeit: "Wir waren einer der ersten Betriebe, die nicht auf Käfighaltung setzten. Damals wurden wir nur belächelt, man sagte uns, die Konsumenten greifen lieber zu Eiern aus Käfighaltung, da diese billiger sind." Heute ist er stolz, das Risiko, das sich jetzt bezahlt macht, eingegangen zu sein.

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