Zukunftsserie: Futuristischer Fußball

Rasante digitale Entwicklungen werden Fußball-Fans schon bald begeistern. Michael Horowitz über das Stadion der Zukunft.

Bei den diesjährigen „Billboard Music Awards“ tanzte der tote Michael Jackson als Hologramm über die Bühne. In China will man an einer Universität sehr bald eine Relativitätstheorie-Vorlesung von Albert Einstein abhalten. Gespenstische Visionen, die technisch nicht mehr unrealisierbar sind. Also warum soll man nicht in ein paar Jahren auch Alaba & Co als Hologramm auf HD-Bildschirmen zujubeln können? Fußball 3.0 – im Stadion der Zukunft. Das digitale Angebot wird das Fußball-Erlebnis radikal verändern. Willkommen im Jahr 2025. World-League-Endspiel. Bayern München gegen Real Madrid. Mehr als 100.000 Zuschauer im restlos ausverkauften Hongkong-Holo-Stadion. Alles wartet auf den Anpfiff. Auch in München und Madrid, Mumbai und Melbourne. Weltweit freut man sich darauf, dass das Spiel in London beginnt. Hologramm-Technik ermöglicht Fußball-Fans dann, das Finale auf der ganzen Welt im eigenen Stadion zu verfolgen. Auf einem Megabildschirm und hunderten kleineren HD-Brüdern, die zwischen den Sitzreihen montiert sind. Menschen wollen gemeinsam jubeln und schimpfen, nicht allein zu Hause vor dem Fernseher. Forscher arbeiten bereits heute fieberhaft daran, die Vision des futuristischen Fußballs in die Realität umzusetzen. Die rasante Entwicklung der Digitaltechnik wird in wenigen Jahren ermöglichen, dass Fußballspiele live und in 3D in andere Stadien übertragen werden können. In der Sportarena der Zukunft. Kompakt, der Zuschauerraum komplett überdacht, mit steil aufragenden Rängen ohne Aschen- und Laufbahnen – damit die Fans so nah wie möglich an ihren Idolen sein können. Nur noch drei Prozent der Zuschauer sind dann mehr als 50 Meter vom Spielfeld entfernt. Die Stadien der Zukunft sind wie eine brechende Welle – die höher gelegenen Tribünenplätze liegen über den unteren Rängen – und komplett aus der Perspektive eines Fans konzipiert.

Durch Solarzellen an der Außenhaut des Stadions werden die Tribünen geheizt und klimatisiert. Bereits in weniger als fünf Jahren soll eines dieser neuen New-Wave-Suprastadios, von deutschen Ingenieuren geplant, die unter anderem die Renovierung des Maracana-Stadions in Rio durchgeführt haben, stehen.

Schon heute wird in ganz Europa an der Modernisierung der Spielstätten gearbeitet: Die Digitalisierung und der Ausbau des WLAN-Bereichs mit Investitionen in Millionenhöhe findet bereits in Leverkusen, im Bernabéu-Stadion in Madrid, dem Londoner Wembley-Stadion und der Amsterdam Arena statt. Das digitale Angebot im Stadion der Zukunft wird das Sporterlebnis radikal verändern. Schon heute ist im Sport längst eine neue Form der Berichterstattung entstanden: Vom letzten US-Football-Finale, dem Super Bowl, wurden fast 100.000 Bilder aus dem Stadion gepostet. Weltweit wurde das Mega-Sportevent 25 Millionen Mal getwittert, insgesamt wurden drei Terabyte übertragen. Bald werden Digitalbrillen wie Google Glass die Smartphones ersetzt haben. Mit diesen Brillen ist dann das Erlebnis im Stadion individualisierbar. Man wird sich eigene Perspektiven und Kamerapositionen wählen, physiologische Leistungsdaten der Kicker wie Stresslevel, Puls- und Herzfrequenz erhalten und das Spiel auch aus der Perspektive des Fußballers erleben können. Und so wie schon heute Formel 1-Boliden mit On-Board-Kameras ausgestattet sind, werden Okotie, Alaba & Co bald mit Mini-Kameras an ihrem Körper aufs Feld laufen. Mit Geräten, die sogar eine 360-Grad-Sicht ermöglichen. So werden wir die einzelnen Spielzüge aus der Sicht des Fußballers erleben. Und auch die Herren Schiedsrichter werden Kameras haben müssen. Vielleicht sind dann oft seltsame Entscheidungen der Schiris für die Fans verständlicher …

Kommentare