Warum Weihnachten nicht überall am gleichen Tag gefeiert wird
Es ist das traditionellste Fest im Jahreslauf – weltweit feiern Milliarden Menschen Weihnachten, nicht nur gläubige Christen. So einfach ist das Feiern aber gar nicht: Die einen feiern heute, die anderen morgen und wieder andere erst nächstes Jahr.
Dass Weihnachten so bedeutend wird, war in der Anfangszeit des Christentums nicht absehbar. „Das Weihnachtsfest gehört nicht zu den christlichen Urfesten“, sagt Wolfgang Reinbold, Theologe an der Georg-August-Universität in Göttingen (Deutschland). Erst im 4. Jahrhundert habe es sich in seiner heutigen Form durchgesetzt. Die Entstehungsgeschichte ist kompliziert. In den überlieferten Geburtsgeschichten wird kein genaues Datum genannt und die Geburt Jesu kommt in zwei der vier Evangelien des Neuen Testaments überhaupt nicht vor.
Der Tag der Geburt
Worüber heute Einigkeit herrscht: „Der Tag der Geburt Christi ist der 25. Dezember. Er gilt als traditioneller, alter Termin für Weihnachten. Das Fest der Geburt Christus an diesem Tag zu feiern, hat sich weltweit durchgesetzt“, erklärt Reinbold. Für dieses Datum gibt es mehrere Theorien. Die plausibelste: Seit dem Jahr 275 wurde in Rom das heidnische „Fest der unbesiegbaren Sonne“ (die Wintersonnenwende) zu Ehren des Gottes „sol invictus“ gefeiert. Die jungen Christen übernahmen im 4. Jahrhundert dieses Datum. Vermutlich auch, um die Christianisierung weiter voranzutreiben, indem heidnische Feste genutzt wurden.
Heute begehen am 25. Dezember Katholiken, Protestanten, Anglikaner und einige Orthodoxe die Geburt Jesu. Dass auch am 7. Jänner gefeiert wird, liegt am „Gregorianischen Kalender“, den Papst Gregor XIII. 1582 einführte. Er war genauer als der zuvor 1.600 Jahre gültige, vom römischen Kaiser Julius Cäsar eingeführte „Julianische Kalender“. Orthodoxe Christen – Russen, Serben, Kopten, Äthiopier und Armenier – blieben beim Julianischen Kalender, der um einige Tage nachging. Mittlerweile sind es 13 Tage. Daher fällt der 25. Dezember im Julianischen Kalender auf den 7. Jänner im Gregorianischen Kalender.
Geschenke
Der Brauch, einander zu Weihnachten zu beschenken, kommt ebenfalls aus dem Christentum. „Die alte Tradition des Schenkens geht auf den Heiligen Nikolaus (6. Dezember, Anm.) zurück und lief dann auf Weihnachten hin“, sagt Reinbold. Die verschiedenen Bescherungstermine sind Folge unterschiedlicher Traditionen und Entwicklungen. In Österreich und Deutschland werden Geschenke am Heiligen Abend ausgepackt, in Großbritannien und den USA am Morgen des Christtags, und in Spanien und zum Teil in Italien findet die Bescherung am 6. Jänner zum Dreikönigsfest statt.
Auch hier sind die Hintergründe nicht eindeutig. Ein Modell verlegte die für Kinder zu späte nächtliche Bescherung auf den Abend vor der Christnacht, ein anderes auf den Morgen danach. Auch der 6. Jänner stellt für den Theologe Reinbold eine enge Verbindung zur biblischen Geschichte der Heiligen Drei Könige her. „Sie hatten ja Geschenke dabei.“ Er glaubt, dass man heute am 24. und 25. Dezember schenkt „verbindet auch die beiden Stränge Nikolaus und Heilige Drei Könige“.
Kommentare