So unkonventionell ist Lotte de Beers Bibliothek
Die Direktorin der Wiener Volksoper hängt nicht an Dingen – ihre Bücher liegen kreuz und quer. Doch gibt es Werke, die Lotte de Beer am Herzen liegen.
Ein richtiges Bücherregal hat Lotte de Beer nicht. Die Regisseurin und Direktorin der Wiener Volksoper ist berufsbedingt viel unterwegs – und hängt wenig an Dingen. „Ich habe einen Stapel an Büchern, der immer dort ist, wo ich gerade bin.“
In den Jahren vor Wien hatte sie oft keine eigene Wohnung, sondern lebte in Opernappartements. „Ich ließ die Bücher immer dort. So konnten andere sie lesen – und ich musste nichts schleppen.“ Zu Hause wie im Büro liegen und stehen ihre Bücher daher kreuz und quer.
Lotte de Beer mag keine Musik im Hintergrund
Ein Lesezeremoniell gibt es nicht. „Mein Leben ist sehr rituallos.“ Auch Musik läuft beim Lesen nicht. „Berufsbedingt kann ich Musik nicht im Hintergrund hören.“
Zum Spaß liest sie vor allem Romane, für die Arbeit aber auch anderes. Zuletzt war es ein Bildband über Vermeer, den sie wegen Der fliegende Holländer in die Hand nahm – „wegen der Bilder“.
Für Charles Gounods Faust, eine Inszenierung an der Bayerischen Staatsoper in München, darf Goethes Klassiker nicht fehlen.
Drei wichtige Bücher der Volksoperndirektorin
Auch wenn sie sich leicht von Büchern trennen kann, gibt es drei, die ihr besonders wichtig sind:
- Das erste ist Lampje von Annet Schaap, die Geschichte des Kindes eines Leuchtturmwärters. „Das Buch habe ich mit meiner Tochter gelesen – und bin einmal zurückgereist, um es zu holen.“ Früher fand sie viele Kinderbücher altmodisch, die Fantasie fehlte. „Oder sie waren kitschig.“ Glücklicherweise gebe es in Holland eine neue Strömung: Bücher für Kinder bis zwölf Jahre, die philosophisch und psychologisch sind. Auf Deutsch heißt das Buch Emilia und der Junge aus dem Meer.
- Das zweite Buch ist Diebe in der Nacht von Arthur Koestler – zionistisch und antizionistisch, wie sie sagt. Es beschreibt „eine der hunderttausend Grauschattierungen“ des Nahost-Konflikts. „Vor allem war mir die Rolle der Briten in diesem Kontext neu.“ Das gebundene Exemplar ging verloren, heute liest sie es als E-Book.
- Das dritte Buch ist Das achte Leben von Nino Haratischwili. Es spielt in Georgien, „das so nah ist und über das man so wenig weiß.“ Auch hier interessieren sie die Grauzonen.
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