Eine Yacht schlägt Wellen

Alles fließt: Zaha Hadid hat bei ihrem Entwurf einer Yacht die Natur des Wassers offenbar wörtlich genommen
Sie plant Schulen, Stadien und Sprungschanzen. Mit einem spektakulären Entwurf betritt Stararchitektin Zaha Hadid jetzt aber Neuland: Ihre Yacht „Jazz“ ähnelt einer Koralle und trägt ein sehr exklusives Preisschild: 200 Millionen Euro.

Feingliedrig und beinahe graziös kommt sie daher, dabei soll die „Jazz“ imposante 90 Meter lang werden. Eine Yacht der Superlative, nicht nur was das futuristische Erscheinungsbild betrifft. Hinter dem Entwurf steht mit Zaha Hadid eine Architektin, die auf jeder Großbaustelle der Welt zu Hause ist, mit den Spielzeugen der Bewohner von Monaco & Co. sonst jedoch wenig am Hut hat.

Die 1950 in Bagdad geborene Künstlerin zeichnet für so unterschiedliche Projekte wie die Bergisel-Schanze in Innsbruck, ein Opernhaus im chinesischen Guangzhou oder das Learning Center auf dem neuen Campus der Wirtschaftsuni im Wiener Prater verantwortlich. Wenn aber ein so renommierter Auftraggeber wie die Hamburger Traditionswerft Blohm + Voss anklopft, wird selbst ein Routinier wie „La Zaha“ zur Novizin.

Mit der prestigeträchtigsten Architekturauszeichnung der Welt, dem Pritzker-Preis, wurde Zaha Hadid schon im Jahr 2004 geehrt. Wenn ihr Traumschiff erst realisiert ist, könnte noch eine Reihe von Trophäen dazukommen. Vielleicht sogar ein Literaturpreis. Denn selbst die Programmatik ihrer Baukunst liest sich wie Poesie: „Das Wichtigste ist die Bewegung, der Fluss der Dinge, eine nicht-euklidische Geometrie, in der sich nichts wiederholt: eine Neuordnung des Raumes.“

Man sieht es, ihre „Jazz“ ist vom dynamischen Verhalten von Flüssigkeiten beeinflusst. Ob das Boot einmal tatsächlich auf einem der Weltmeere schippert, steht noch in den Sternen. Auf dem Preisschild prangt aber schon jetzt eine stolze Summe: mindestens 200 Millionen Euro.

www.zaha-hadid.com

https://www.artsy.net/#artist/zaha-hadid

James Bond kommt einem in den Sinn, betrachtet man Zaha Hadids Entwurf der „Jazz“ von außen und von innen. Aber auch Jules Vernes Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“ könnte sie inspiriert haben. „Aus ästhetischer Sicht ist jede Superyacht eine große Herausforderung ans Design“, sagt Herbert Aly von der Hamburger Werft Blohm + Voss. Wie Korallen verästeln sich die Streben des Glas-Alu-Gerüsts, das zur Zeit in der Londoner Galerie David Gill zu sehen ist. Organisch und futuristisch wie ihre Bauwerke aus Beton, schreibt die 63-jährige Architektin – die mehr als 400 Mitarbeiter in 44 Ländern beschäftigt – ihre bekannte Formensprache nun auch im Wasser weiter. Vorerst hat Zaha Hadid fünf unterschiedliche Modelle einer Yacht entworfen, von 90 bis zu 128 Metern Länge. Was jetzt noch fehlt, sind Käufer.

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