Designer Sebastian Herkner über Thonet: „Qualität zählt“
KURIER: Herr Herkner, Sie haben den „Stuhl 118“ re-designt. Was haben Sie verändert?
Sebastian Herkner: Der Frankfurter Stuhl ist ein einfacher Restaurantstuhl aus Holz – preiswert, robust, ehrlich. Ich sollte den Stuhl in die Jetzt-Zeit transportieren. Dafür musste ich herausfinden, was typisch Thonet ist – und das ist für mich hohe Qualität, Handarbeit, das Bugverfahren und das Geflecht. Daher gibt es den Stuhl in verschiedenen Lackfarben mit einer geflochtenen und einer Holzsitzfläche.
Wie vereinen Sie Ihren Stil mit dem von Thonet?
Das ist ein Prozess. Ich sammle Inspiration bei den Handwerkern oder in den Archiven und höre auf mein Gefühl. Ich versuche herauszufinden, in welche Richtung ich das Produkt entwickeln möchte und was bisher gefehlt hat.
Ist das Gefühl beim Re-Design einer Ikone anders als bei einem neuen Entwurf?
Man begegnet dem Entwurf mit Respekt. Das hat mit Ehrfurcht und Achtung zu tun. Als Designer haben wir große Verantwortung. Die Materialentscheidung und die Qualität sind wichtig. Es wurde über Jahrzehnte schon genug Müll produziert.
Sie haben bei Modedesignerin Stella McCartney ein Praktikum gemacht. Wie beeinflusst diese Arbeit Ihr Möbeldesign?
Mode möchte nachhaltig sein, ist es aber nicht, weil sehr viel nach Trends geht. Meine Möbel sollen Begleiter werden. Ich möchte, dass man sie vererben kann, wie früher Biedermeiermöbel von den Großeltern.
Schätzen Sie die Langlebigkeit der Möbel nach der Arbeit in der Modebranche mehr?
Ja, und was ich in dieser Zeit auch gelernt habe, ist mit Farben umzugehen. Daher kommt meine Liebe materialtypische Farben zu nutzen und mit anderen Tönen zu kombinieren.
Design soll alle Sinne bedienen und ist etwas sehr Sinnliches – nicht reine Funktion. Mit Design drückt man sich aus und es ist wichtig, mutig mit Interieur und Farben umzugehen.
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