Fast wär’s mich überkommen, und ich hätte über die vorweihnachtliche Unbefriedbarkeit meiner Kinder geschrieben, aber dann erschien im Falter der Text von Kollegin Knecht, und das hat alles obsolet gemacht. So wie wir heute beim Thema Zaudern: Hamlet! rufen, beim Thema Gewissen: Raskolnikoff!, so werden künftige Generationen zum Thema Schenkungsfrust: Knecht! sagen, weil besser als die Kollegin Doris kann man diesen Irrsinn nicht ausformulieren.Gut: Ich darf also den Rest dieser Kolumne meinem heurigen höchstpersönlichen Christbaum widmen. Dieser Baum ist kein Baum, sondern ein Turm – der Rutschturm im Wurstelprater, also known as Toboggan. Dort nämlich fand ich mich letzte Woche mit einer veritablen Menschenmenge ein: Der Zweitgeborene und seine beiden Freunde Rik und Noah, eine von mir auf Händen getragene Schauspielerin, Frau Michou, sowie die Herren Wilhelm, Walther und Hannes, sprich: meine Band. Dazu ein gutes Dutzend bezaubernder, zutiefst weihnachtlicher Filmleute unter dem sanften Kommando des Regisseurs, Herr Anton. Zu meiner Beschämung ward nämlich ein Video zu einem meiner neuen Lieder gedreht,

welches wiederum den Rutschturm besingt. Aber während mein Song ein recht banales Liedchen über ein legendenumwittertes Prater-Landmark ist, hat Herr Anton eine hauchzarte Film-Fantasie dazu assoziiert, die wir nun bei gottlob milden Temperaturen und enden wollendem Niederschlag filmisch herstellten. Die Buben spielten beherzt, Frau Michou ließ ihre Magie glitzern, und ich lernte Sammy Konkolits kennen: Dieser Mann, farbenblinder Pratermaler („Auf den Tuben steht eh, was drin ist“) und Schausteller erwarb um die Jahrtausendwende den zerfallenden Rutschturm und richtete ihn so her, dass er wieder das schönste Detail im ganzen Prater werden durfte. Mit Herrn Sammy sprach ich während dieses Drehtages viel und verstand mich auf mehreren Ebenen prächtig. Am Ende des Tageslichts „drehte“ Sammy Konkolits seinen Rutschturm „auf“, versetzte ihn also in Festbeleuchtung, und da stand er, rötlich bestrahlt, hoch über einem schwarzstruppigen Prater, mein Christbaum. Ich dankte

dem Herrgott für meine Familie und die Sachen, die ich auf der Welt sehen darf.

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