Ya feel me, shitbirds?
Es ist der Klassiker. Die Liebste, die Brut und ich schleppen uns mit letzter Kraft in die Sommerferien. Es passieren Sachen: Die Drittgeborene, strahlende zehn Prinzessinnenjahre alt, verlässt unsere liebe Landstraßer Ganztagsvolksschule und schlägt damit hinter uns das Grundschulkapitel dreier Kinder zu.
Der Erstgeborene indes beendet die gymnasiale Unterstufe und bereitet sich auf den Eintritt in die Business-School vor, was ein befreundeter Psychiater als „eh auch eine Rebellion“ bezeichnet hat. Was wir aber bejahen, weil der gute Bub eines Tages vielleicht all das verstehen wird, was wir unser Lebtag nicht und nicht auf die Reihe gekriegt haben. Der Zweitgeborene hat sich mit seinem Aansa-Zeugnis eine Konsole erarbeitet, vor der er jetzt sitzt, müd und doch mit dem Glanz einer neuen Murmel.
Wir Großen haben verschiedene Strategien. Die Liebste geht nachts aus dem Haus und trifft lang nicht getroffene Freundinnen, weil „ich sie sonst überhaupt nie wieder sehe“. Und ich raste auf dem Sofa ein, links und rechts Gitarren, auf denen ich anstehende Shows einstudieren sollte. Aber ich lasse sie liegen. Der DVD-Player blinkt, das Logo von HBO flimmert auf, ich entspanne mich. Ja, ich bin grad seriensüchtig. The Wire, aus den Nullerjahren. Baltimore in Bush-Zeiten. Kieberer, Gauner, Politik. Zwar gibt es weniger echte Identifikationsfiguren als der Mensch Backen am Popo hat, aber: wahnsinnig gut! In meiner Erschöpfung fiebere ich mit den Detectives durch die Western Districts, kiffe mit den Huren am WalMart-Parkplatz und schmunzle affirmativ, wenn der Gangstergeneral seinen Soldaten ein Ya feel me, shitbirds? entgegenschleudert. Ja, draußen wäre Hochsommer, aber mein Platz ist hier.
Damit noch nicht genug, habe ich zwischendurch in der erprobten Glotzgemeinschaft mit dem Erstgeborenen die wahnsinnig lebensverneinende Fünferstaffel von Game Of Thrones beendet und sitze hie und da auch bei meiner Zehnjährigen, die das argentinische Disney-Popstudenten-Seifenzuckerl Violetta schaut.
Aber morgen wird es besser. Da werde ich gleich in der Früh zu den Gitarren treten und sagen:
Ya feel me, shitbirds?
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