Jazzmesse

Die Religionslehrer, Frau Edith und Herr Stephan, sind leiwande Menschen, willig formt sich hier alle paar Jahre eine kleine Combo.

Dieser unser heuriger Mai, er hat eine bipolare Störung. Was waren das für goldene Tage, im Stadionbad, im grünen Wald und vor den Cafés, wo man sich noch etwas hölzern in der Sonne niederließ! Dann noch der Abend, an dem die Band und ich beim Künstler und Praterunternehmer Konkolits am Fuß seines Rutschturms im Prater eingeladen waren. Wir sangen gutgelaunt und beschäftigten uns mit Zwettler Bieren und etwas, dessen Produktbezeichnung exakt „Jägersteak, mariniert“ lautete. Der fast volle Mond lächelte maliziös über dem Wurstelprater. So hätt er ewig können weitergehen, der Vierzehnermai. Aber nein, er ist bipolar gestört. Noch in der nämlichen Nacht brach das Wetter ein, es wurde eiskalt und bittergrau, bösartige, kalte Regenpeitschen trafen uns, dazu viel Arbeit und zuwenig gemeinsame Lebenszeit mit der Liebsten. Eine zarte Freude allerdings bot selbst diese Woche: Die musikalische Vorbereitung auf die Erstkommunion der Drittgeborenen. Übermorgen werde ich nämlich in der Waisenhauskirche am Rennweg zusammen mit den beiden Religionslehrern in der Messe spielen. Das habe ich bereits bei meinen beiden Söhnen gemacht. Das ist nicht nur okay, sondern super. Die Religionslehrer, Frau Edith und Herr Stephan, sind leiwande Menschen, willig formt sich hier alle paar Jahre eine kleine Combo. Ich habe ja eine Vergangenheit mit Jazzmessen. Meine gymnasiale Oberstufe diente ich im Internat der Franziskaner in Hall in Tirol ab. Dort hatte ich meine erste Band, „Rushhour“. Die Franziskaner sponserten uns mit Ausrüstung (Dynachord-Boxen! Ein echter Leslie-Speaker!!) unter der Bedingung, dass wir hie und da eine Jazzmesse in der Internatskapelle spielten. Durch diesen Deal und nur durch ihn gelangen uns Sternstunden wie die Osttiroltournee 1983 mit ihren beiden Stationen Virgen und Prägraten. Auch viele meiner großen Helden, die Delta-Bluesmusiker, spielten werktags den sündigen Blues im Südstaaten-Tschocherl und brachten am Sonntag dem Herrn den Gospel dar. So werde ich in diesem nunmehr schiachen Mai mich hinsetzen und spielen, für meine herrliche Tochter und den Herrgott, der nicht so schlecht auf uns schaut.

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