Frühlingsmusik Zwei: Alma

Dafür, dass die Liebste und ich grad hackeln wie die Blöden, hatten wir vergangene Woche verschwenderisch viel Glück. Erst waren wir, eh erst drei Monate nach dem Filmstart, zusammen mit meinem Herzi von einem Bruder in „Das Ewige Leben“ und haben’s geliebt. Im Abspann haben die begabten Sofa Surfers Nick Caves „Red Right Hand“ (hoffentlich) zitiert, und ich habe mir das gedacht, was sich, wie ich glaube, alle Musiker immer wieder denken, nämlich: Alle Musik ist schon geschrieben. Ein paar Tage später waren mein Baby und ich auch noch im Musikverein, und da habe ich diese These noch einmal überdacht. Im Gläsernen Saal nämlich hat die österreichische Band Alma ihre neue Platte „Transalpin“ vorgestellt, und das war ungeheuerlich gut. Alma sind ein bissl Volksmusik, ein bissl neue E-Musik, ein bissl Filmmusik. Jedenfalls ist das Quintett mit der zweiten Platte auf einem Niveau angekommen, wo mir eigentlich nur das Kronos Quartett als Referenz einfallen will – bloß dass die Kronosse nicht so originell waren. Julia und Marlene Lacherstorfer, Zentrum dieser Band, kenne ich eh schon länger, Frau Marlene – yes: Freunderlwirtschaft! – spielt Bass mit mir, und so weiß ich, dass diese Damen aus einer gesegneten Ecke des österreichischen Lebens in Bad Hall, OÖ, kommen. Töchter total leiwander Eltern, die auch Volksmusik machen, der Vater ist übrigens auch Sammler schmiedeeiserner Grabkreuze und Imker des besten Honigs, den ich kenne. Ich stelle mir immer vor, wie diese coolen voralpinen Eltern ihren glücklichen kleinen Mäderln Honig ums Maul geschmiert und damit die Saat für diese wunderbare Alma-Musik gelegt haben, die uns jetzt alle erfreut. Aber es ist eh eine Band ohne zweite Reihe. Alle sind Stars: Matteo Haitzmann macht mit seiner Geige den Londoner Regent-Park lebendig, Marie-Theres Stickler, die vom Schneeberg kommt, jodelt mit der Kraft der Ersten Wiener Hochquellwasserleitung. Und Evelyn Mair sang im Musikverein ein Lied der Tiroler Jenischen so traurig und schön, dass ich auf der Galerie droben ein Tränderl zerdrückte. Am Heimweg sagte ich der Liebsten, dass alle Musik vielleicht schon geschrieben, aber noch nicht oft so schön gespielt wurde wie halt gerade jetzt.

ernst.molden@kurier.at

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